Sommerbeobachtungsnacht auf den 01. September - mit Erfolg!

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Andromedanerin
Endlich wieder eine Beobachtungsnacht und damit ein Bericht von mir. Viel Spaß beim Lesen!

Der Morgen begann grau und dunkel, gegen Mittag klarte es auf und dann wurde es so schön, dass zum Nachmittag nicht mal mehr eine Jacke nötig war, um aus dem Haus zu gehen. Meine Hoffnungen auf eine klare Nacht stiegen. Nach so langer Zeit endlich mal wieder mit meinem eigenen Teleskop auf die Suche zu gehen war eine verlockende Aussicht. Und am Abend stellte ich das Teleskop auch schon gegen halb neun in den Garten. Dann folgte ein kleiner Internetbesuch und ein langes Telefongespräch mit Tobi. Ganz glücklich ihn am Samstag schon wieder sehen zu können verabschiedeten wir uns und ich warf gleich einen Blick nach draußen: Sternenklar!

Es konnte losgehen. Zuerst nahm ich meine Kopfleuchte, suchte mir ein Tempo, schnitt zwei Lagen passend aus und klebte sie mit Tesa über den roten Teil meiner Leuchte – mit Erfolg. Nichts mehr blendete und den Karkoschka konnte ich trotzdem noch lesen. Also nahm ich Fernglas, Karkoschka, „Stars am Nachthimmel“, Sternkarte, Kopfleuchte und meinen Okularkoffer, dazu eine warme Weste (kurzärmlig) und brachte alles nach draußen. Ich holte noch eine dicke Jacke, aber die brauchte ich für den Anfang gar nicht.

Zufrieden schaute ich erst mal den Sternenhimmel komplett an, erkannte sogar die Milchstraße, was in meiner Gegend nicht selbstverständlich ist, und wollte zuerst mit dem Fernglas über den Himmel streifen. Doch schon da stellte sich das Problem Brille. Daher nahm ich das Teleskop und wollte erst mal den Sucher einstellen, aber auch hier merkte ich, dass mich die Brille störte. Also noch mal rein ins Haus und Kontaktlinsen rein. Es ging recht schnell und ohne Probleme, nur mein linkes Auge war in manchen Blickwinkeln irgendwie komisch zu schauen. Ich dachte mir nichts weiter und ging nach draußen. Nun konnte es endlich losgehen.

Ich stellte den hintersten Stern der Deichsel des großen Wagens ein und stellte meinen Sucher ein, was zwar wie üblich etwas nervig war, aber doch recht schnell ging. Dann fing ich an. Zuerst wollte ich mein Sommerprogramm vom letzten Jahr beginnen, da ich in diesem Jahr noch gar keine wirkliche Sommernacht selber mit meinem Teleskop im Garten verbringen konnte. Also zuerst mal Alkor und Mizar, die ich eine Weile betrachtete, um dann zum nächsten Objekt zu gehen.
Ich ging auf die Suche nach dem Herkuleshaufen und hatte ihn auch ziemlich schnell gefunden. Ein Okular nach dem anderen, 32mm, 15mm (Weitwinkel) und 9mm probierte ich durch, wobei mir das 15er den besten Eindruck zeigte. Ich schaute lange und intensiv und so bekam ich auch ein immer besseres Bild zu sehen.
Weiter führte meine „Reiseroute“ zum Ringnebel. Von dem war ich etwas enttäuscht und war schon bessere Tage gewöhnt, an denen ich mehr erkannte. So probierte ich zwar auch hier die Okulare durch, verließ dann den Ringnebel aber bald wieder, da er nicht sehr viel zeigte.

Nun merkte ich schon, dass mein linkes Auge zwickte. Noch nicht sonderlich beeindruckt davon schwenkte ich weiter zu Albireo, um mir wieder diesen wunderschönen Doppelstern anzusehen. Aber mein linkes Auge fing an weh zu tun und ich musste wohl oder übel meine Dunkeladaption aufgeben und die Linse rausnehmen. Zuerst drehte ich sie nur um, erkannte aber dann, dass die Schmerzen an einem kleinen Riss lagen und nahm mir eine neue Linse – für die paar Stunden ein recht hoher Linsenverbrauch, aber es hatte sich gelohnt.

Wieder draußen konnte ich nun endlich Albireo genießen und nahm auch hier wieder die drei Okulare. Das 9mm bot hier einen recht angenehmen Anblick. Die schöne Zweifarbigkeit fasziniert mich immer wieder.

Doch nun wollte ich was Neues ausprobieren. Nachdem ich mein Teleskop nun schon über ein Jahr besitze, wurde es nun endlich Zeit, mehr zu sehen und ich freute mich schon drauf. Ich schlug „Stars am Nachthimmel“ auf und dort fiel mir der Hantel-Nebel, M27, ins Auge. Ich schaute mir den dort vorgeschlagenen Starhopping-Weg an und versuchte ihn nachzuvollziehen. Irgendwie war die Orientierung aber etwas schwierig, da ich keinen richtigen Stern als Anhaltspunkt hatte. „Stars am Nachthimmel“ zur Seite, den Karkoschka in die Hand und da erscheint es mir einfacher die Sache vom Pfeil auszugehen. Also richte ich meinen Blick zum Himmel und suche den Pfeil. Mit einem weiteren Blick in den Karkoschka wollte ich meine Route noch mal ansehen, aber da sprang mir dann doch noch was anderes ins Auge: M71.

Nun hatte ich mich also doch entschieden, vor dem Hantelnebel noch einen „Abstecher“ zu M71 zu machen. Gesagt, getan. Hier war nicht viel Starhopping nötig, durch ein kleines Dreieck wusste ich in welche Richtung und ein Stern weiter in der Nähe des nächsten sah ich auch schon den verschwommenen Fleck. Mit dem Karkoschka überprüfte ich nochmal, ob ich auch richtig war und freute mich, über meine „neue“ Entdeckung. Ziemlich schwach präsentierte sich das neue Objekt, doch mit längerem Hinsehen wurde es auch deutlicher. Auch hier machte das 15mm-Okular einen recht guten Eindruck, wobei auch das 32mm recht gut war. Nur das kleine half mir bei diesem Objekt kaum weiter. Nach diesem längeren „Aufenthalt“ bei M71 wollte ich wieder zum ursprünglichen Ziel. Allerdings machten sich langsam recht starke Rückenschmerzen durch die kuriosen Verrenkungen bemerkbar.

Somit wollte ich meinem Rücken eine kleine Pause gönnen und legte mich für zehn Minuten ins Wohnzimmer – meine Wirbelsäule war sehr dankbar. Aber dann ging es voller Tatendrang wieder nach draußen.

Auch wenn die Rückenpause nicht sonderlich viel brachte, machte ich mich weiter auf den Weg zum Hantelnebel. Ich stellte den Stern am linken Ende des Pfeils ein, nahm wieder das Dreieck zur Orientierung in welche Richtung es ging, kam zu einem weiteren Dreieck, einem helleren Stern, musste nur noch nach oben über einen etwas schwächeren zu einem helleren Stern und ziemlich schnell, dafür, dass ich den Hantelnebel noch nie gesucht hatte, war ich auch schon am Ziel angekommen. Ein kleiner erstickter Freudenschrei kam von mir und ich betrachtete meine neue Errungenschaft. Wieder halfen 32mm und 15mm am meisten und ich erkannte durch längeres und intensives Hinsehen auch etwas feinere Strukturen.

Doch nun glücklich und zufrieden - wenn auch mit Rückenschmerzen - war meine Reise beendet. Ich schweifte noch einmal mit dem Fernglas über den Himmel und beendete so die Nacht. Glücklich und zufrieden packte ich meine Sachen zusammen, räumte sie ins Zimmer und schreibe nun noch immer mit der Kopfleuchte auf dem Kopf diesen Bericht.

Endlich wieder eine klare Nacht mit schönen Ergebnissen. M71 und M27 als „neue“ (selbst gefundene) Objekte für mich, Starhopping als gute Sache und endlich sicherer angewandt und nach so viel Regen eine schöne klare erfolgreiche Nacht.

Liebe Grüße und clear skies auch in Zukunft,
Sabine :-)
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Andromedaner

AW: Sommerbeobachtungsnacht auf den 01. September - mit Erfolg!

Hallo Sabine,

Einen sehr schönen Bericht hast du da abgeliefert. Mit den "Stars am Nachthimmel" habe ich auch schon sehr gute Erfahrungen gemacht.

Auch ich war (oder besser gesagt bin mmer noch [dank WLAN]) draußen.
Erfolge: 2 ziemlich helle Sternschnuppen oder evtl. schon Feuerbälle, erste erfolgreiche Autoguidingversuche und noch ein Foto, mehr dazu aber morgen in meinem eigenen Bericht ;)

*** ich bin nur ein Platzhalter ***
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Astrofrüchtchen

AW: Sommerbeobachtungsnacht auf den 01. September - mit Erfolg!

Hallo Sabine,
danke für deinen Bericht. Ich hatte eigentlich auch vor raus zu gehen, aber leider ziehen bei mir die ganze Zeit Wolken durch. Aber es ist schön, dass du und Johannes (mit dem ich die ganze Zeit beim beobachten gechattet hab :D) etwas CS hattet.
Gruß Sabrina und :nacht:

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Guest user

AW: Sommerbeobachtungsnacht auf den 01. September - mit Erfolg!

Hi Sabine!

Schöner Bericht - das klappt ja wie geschmiert :) :up:
Der Hantelnebel hatte mir, als ich ihn das letzte Mal gesehen habe, auch wirklich gut gefallen, nur hatte ich irgendwie Probleme mit der östlichen Seite der Hantel - wie war das bei dir?

Viele Grüße,
Christoph
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Andromedaner

AW: Sommerbeobachtungsnacht auf den 01. September - mit Erfolg!

Hallo Sabine,

Wenn Du mal wieder den M27 finden willst, dann stelle dem markierten Stern im Schwan ein und schwenke dein Teleskop nur nach unten. Mit einem Übersichtsokular ist er dann zu finden.

Dein Bericht liest sich gut.

HUK

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AW: Sommerbeobachtungsnacht auf den 01. September - mit Erfolg!

Das ist ja ziemlich weit… Ich fand's vom Pfeil aus auch einfacher!
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Andromedanerin

AW: Sommerbeobachtungsnacht auf den 01. September - mit Erfolg!

Hallo zusammen!

Danke für die Antworten, freut mich, dass der Bericht so gut ankommt.

@Pendel:
Bei mir gab es beim Hantelnebel eigentlich keine Probleme, wobei ich sagen muss, dass man mit meinem Teleskop natürlich nicht so viel sieht. Trotzdem konnte ich die Struktur nach längerem Hinsehen doch ganz gut erkennen.

@HUK:
Vielen Dank für die Karte. "Stars am Nachthimmel" empfiehlt von Albireo aus zu wandern, ich fand den Pfeil einfacher, du empfiehlst mir nun auch einen Stern im Schwan. Probieren geht über studieren, muss ich mal schauen. Danke :-).

Liebe Grüße,
Sabine :-)
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Guest user

AW: Sommerbeobachtungsnacht auf den 01. September - mit Erfolg!

Sabine hat gesagt

wobei ich sagen muss, dass man mit meinem Teleskop natürlich nicht so viel sieht. Trotzdem konnte ich die Struktur nach längerem Hinsehen doch ganz gut erkennen.
:] Offenbar macht der Unterschied zwischen 114 mm und 80 mm doch so viel aus, dass das hinhaut. Strukturen gab's bei mir überhaupt keine und die östliche Seite eben auch nicht :eek: . Interessant!
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Andromedanerin

AW: Sommerbeobachtungsnacht auf den 01. September - mit Erfolg!

Pendel hat gesagt

Strukturen gab's bei mir überhaupt keine und die östliche Seite eben auch nicht :eek: . Interessant!
Hm… oder ich hab's mir eingebildet ;)? Nein, also es ist natürlich nicht zu vergleichen mit einem Blick durch Tobis Teleskop, erkennen konnte ich aber trotzdem was…

Sabine :-)
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Andro-Jesus

AW: Sommerbeobachtungsnacht auf den 01. September - mit Erfolg!

Toller Bericht :up:

Erinnert mich an die ersten gehversuche mit meinem 5". Starhopping ist echt ne tolle möglichkeit Objekte einfach aufzufinden. Wenn man das ein paar mal gemacht hat, dann findet man die Standartobjekte schon in wenigen sekunden.

Bei mir wars heute Nacht endlich auch wieder klar. Das heißt so viel wie mit dem 12" Newton von nem Kollegen von mir Galaxien am Herbsthimmel killen. :D
Einfach Klasse was man da alles sehen kann. Die Bedingungen waren aber auch ziemlich gut. Ein kleiner Ausgleich für die vielen Tage (Nächte) mit regen in letzter zeit.

Gruß,
Christian

Meine Zeichnungen gibt es auf:
astrogucker.de
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Andromedaner

AW: Sommerbeobachtungsnacht auf den 01. September - mit Erfolg!

Hallo Sabine,

der von mir aufgezeigte Ausgangspunk hat den Vorteil, das man nur die DEC der Montierung verändern muss.


HUK
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#23615
Guest user

AW: Sommerbeobachtungsnacht auf den 01. September - mit Erfolg!

Ah, jetzt verstehe ich auch, was du mit "nach unten" meintest - das ist wirklich praktisch!
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