Beobachtungsnacht vom 20./21. April

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#1426 (In Topic #170)
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Etz´red i!
Peter Maier ist in der Nutzergruppe 'Moderatoren'
Hallo Sternfreunde!

Ich habe die klare Nacht vom 20. auf den 21. April (Sonntag/Montag) genutzt, um einige DeepSky-Beobachtungen zu machen. Da der abnehmende Mond erst relativ spät aufging, hatte ich ausreichend Zeit für ein paar Aufnahmen und Zeichnungen. Abgesehen von dünnen Nebelschwaden, die hin und wieder mal vorbeizogen, war die Durchsicht recht gut. Auch das Seeing war zeitweise ziemlich ruhig.

Beobachtungsinstrument war der 12" (306/3060mm) LX200 Meade SC. Die Aufnahmen wurden mit meiner Nikon Coolpix 4500 Digitalkamera in 25mm-Okularprojektion gemacht, für die visuellen Beobachtungen kam ein 26mm Okular (= 120x), zum Einsatz.

Zu den fotografischen Zielen gehörten der Herkuleshaufen M13, der Ringnebel M57 sowie der Doppelstern Albireo (beta Cygni).
Nachfolgend die "ersten Gehversuche" mit der Digitalkamera am 12-Zoller:






"Albireo" oder beta Cygni stellt den Kopfstern des Schwans dar und ist bereits gut mit freiem Auge zu sehen. Er ist im Teleskop entpuppt er sich als einer der schönsten Doppelsterne. Die Distanz der beiden Komponenten beläuft sich auf 34,5 Bogensekunden. Das Besondere ist aber ihre deutlich unterschiedliche Färbung (orange-rot / blau).

Die Rauschunterdrückung der Nikon Coolpix 4500 arbeitet zwar sehr effektiv, allerdings stößt man bei der DeepSky-Fotografie schnell an ihre Grenzen.
Leider konnte ich nicht länger als eine halbe Minute belichten, da das Teleskop azimutal montiert ist (ohne Polhöhenwiege). Bereits nach 1 Minute Belichtungszeit macht sich die Bildrotation auf den Aufnahmen bemerkbar.
Dafür kommen die Aufnahmen dem visuellen Eindruck, also dem Bild beim direkten Blick durch das Teleskop, sehr nahe…

Nachdem meine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte ich mit der visuellen Beobachtung beginnen. Die ausgesuchten Objekte für diese Nacht waren die Galaxien M49, M64, NGC 4565 und der Vierfachstern Epsilon Lyrae:


M49 ist mit 8,5 mag die hellste Galaxie des Virgo-Haufens. Die elliptische Galaxie vom Typ E2 erscheint strukturlos und hat einen hellen Kern. Entfernung: ca. 60 Millionen Lichtjahre.


M64, die "Galaxie mit dem schwarzen Auge", ist eine Spirale vom Typ Sa. Bei der Beobachtung erkannte ich das "schwarze Auge" als eine längliche dunkle Absorption über dem hellen Kerngebiet. Sehr interessante Galaxie mit einer scheinb. Helligkeit von 9 mag. Entfernung: ca. 22 Millionen Lichtjahre.


NGC 4565 (scheinb. Helligkeit: 10 mag) ist eine edge-on Galaxie, d.h. sie steht von der Erde aus gesehen nahezu in Kantenlage. Ein deutliches Staubband ist nördlich des helleren Zentrums in der galaktischen Ebene zu erkennen. Bei indirektem Blick lässt sich die wahre Länge der Galaxie sehr eindrucksvoll erahnen. Entfernung: ca. 60 Millionen Lichtjahre.


Der Vierfachstern Epsilon Lyrae ist sozusagen ein "doppelter Doppelstern": Beide Komponenten bestehen wiederum aus je zwei Sternen, die allerdings nur 2,4 bzw. 2,5 Bogensekunden auseinanderstehen. Damit ist Epsilon Lyrae ein guter Optiktester…
Mit kleineren Geräte aber dürften alle 4 Komponenten nur schwer zu trennen sein.

(Hinweise: Die Nachbearbeitung der Aufnahmen erfolgte mit Adobe Photoshop und Picture Publisher 8, die Bleistiftzeichnungen wurden gescannt und mit Picture Publisher 8 negativ invertiert)


Viele Grüße und klaren Himmel,

Peter M.
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#1420
isa
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oh man ich hab immer so probleme mit deinen bildern auf lycos :mad: :sad: :sad:
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#1427
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Etz´red i!
Peter Maier ist in der Nutzergruppe 'Moderatoren'

Nicht nur du!

Tripod/Lycos hat mich schon öfter fast zum Rasen gebracht. :mad:
Mal lassen sie mich nicht einloggen, fast täglich fallen zu bestimmten Zeiten die Seiten (und Bilder) aus - "können nicht angezeigt werden…"

Schade, aber mehr kann man von einem Gratis-Server wohl nicht verlangen (?). :confused:

P.M.
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#1421
isa
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jetzt gehts: klasse :up: :freu: :freu:

hmm..also frueher waren die free-server viel stabiler :rolleyes: (ja ja ich weiß….früher war alles besser :D )
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#1428
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Etz´red i!
Peter Maier ist in der Nutzergruppe 'Moderatoren'
>"früher war alles besser…

… - auch die Zukunft!", hätte unser Lesch jetzt gesagt! :]

P.M.
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#1422
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Andromedaindianer
Schöne Bilder!

"Zwei Dinge sind unendlich: Das Universum und die menschliche Dummheit,
aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher."

http://www.ferkelprotest.de/
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#1423
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Totaler Irrsinn, diese Bilder, bin hin und weg. Warum bin ich Nachteule eigentlich nicht Astronom?:zunge:
Alle Bilder sind fantastisch, aber NGC 4565 ist ja extrem beeindruckend. 60 Mio Lichtjahre. Da könnts ja sein , dass dies Ding gar nicht mehr existiert? Wär das theoretisch möglich?
Echte Bewunderung, Peter, auch für die Aufbereitung der Daten  :up: :up:
Baff grüßt
Günter
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#1429
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Etz´red i!
Peter Maier ist in der Nutzergruppe 'Moderatoren'
Hallo Günter!

>Warum bin ich Nachteule eigentlich nicht Astronom?:zunge:

Astronomen sind "Nachteulen"…! ;)

>NGC 4565 ist ja extrem beeindruckend.

Man sollte an dieser Stelle vielleicht nochmals betonen, dass die Bilder von M49, M64, NGC 4565 (und Epsilon Lyrae) Zeichnungen sind. Die Objekte sind so dargestellt, wie sie der Beobachter live durch das Okular erlebt hat. Damit halte ich in diesen Zeichnungen meinen persönlichen Eindruck fest.
Dieser visuelle Eindruck hängt natürlich immer auch ganz stark von der Beobachtungserfahrung ab. Mein Vater meinte zum Beispiel, als ich ihm ein paar solcher Objekte zeigte, dass er im Grunde nicht mehr sieht als schwache, ovale Nebelflecken…


>60 Mio Lichtjahre. Da könnts ja sein , dass dies Ding gar nicht mehr existiert? Wär das theoretisch möglich?

60 Millionen Jahre sind astronomisch gesehen bei weitem kein so großer Zeitraum, wie man sich das als Normalsterblicher vorstellt! :]
Unsere Sonne zum Beispiel lebt bereits seit knapp 5 Milliarden Jahren. Sie verliert durch die Kernfusion in jeder Sekunde etwa 200 Millionen Tonnen ihrer Masse und hat trotzdem noch Brennstoff für weitere 5 bis 6 Milliarden Jahre!
Eine Galaxie wie unsere Milchstraße oder NGC 4565 sind gewaltige Ansammlungen aus vielen Milliarden "Sonnen" bzw. Sternen. Sterne wie unsere Sonne werden in Galaxien geboren, sie entwickeln sich und sterben schließlich. Manche explodieren (Supernova) nach dem Wasserstoffbrennen, werfen ihre äußeren Hüllen ab (siehe Bild vom "Ringnebel"!) und reichern so das interstellare Medium mit Materie an. Daraus bilden sich Gas- und Staubnebel, in denen wiederum neue Sterne entstehen können…
Unsere Sonne ist übrigens auch ein Stern dritter Generation und nur deshalb entstanden, weil sich die Materie der Explosionswolke einer nahen Supernova durch zufällige gravitative Einflüsse (eventl. von durch einen anderen vorbeiziehenden Stern) plötzlich wieder verdichtet hat. Aus diesen Überresten konnte sich dann unsere Sonne bilden. Diesen "Materiekreislauf" gibt es überall im Universum und er macht uns alle zu Sternenkindern! :-)
Worauf ich hinauswill, ist, dass eine Galaxie in der Regel eine recht langlebige Struktur ist. Es sind sozusagen die "Sterneninseln" im Universum. Galaxien gehören häufig größeren Gruppen an. Nach einigen Milliarden Jahren kann es auch passieren, dass sich Galaxien innerhalb solcher Haufen zu nahe kommen, miteinander kollidieren und zu einer neuen, größeren Galaxie verschmelzen. So wird auch die Andromeda-Galaxie M31 in ca. 6 Milliarden Jahren auf unsere Milchstraße treffen. M31 und unsere Galaxis wird es dann zwar nicht mehr geben, dafür aber eine neue und noch größere Galaxie.

Möglich ist, dass sich NGC 4565 inzwischen verändert hat und vielleicht steht sie ja auch gar nicht mehr in Kantenlage zu uns. Aber was wir gegenwärtig von der Erde aus beobachten können, ist eben nur der vergangene Zustand vor 60 Millionen Jahren. Eventuell könnte man ihre Bewegung und den Zustand nach 60 Millionen Jahren vorausberechnen und am Computer simulieren, wenn dafür ausreichend Daten bekannt sind.

Was mich persönlich aber noch mehr reizt, ist die Vorstellung, wie es wohl auf der Erde ausgesehen hat, als das Licht, das ich in diesem Augenblick durch das Teleskop sehe, von der Galaxie ausgesendet wurde! Das war vor 60 Millionen Jahren… Da liefen womöglich dort, wo ich gerade mit meinem Teleskop stehe, noch die Dinosaurier herum. :)

Gruß,
Peter M.
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#1424
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Stimmt, man lässt sich im ersten Moment leicht überrollen von solchen Zahlen. Immerhin besteht die Erde schon seit über 4 Milliarden Jahren…:eek: Schöne Vorstellung mit den Dinosauriern:)
Gruß,
Günter
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#1419
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Beobachtungsnacht vom 20./21. April

Original von Harald Lesch:
Früher war alles besser, sogar die Zukunft
als ich diesen Spruch damals in der Sendung gehört habe, habe ich mich mal wieder abgerollt!
Meine Güte ist der Kerl genial :eek:
Der Spruch ist mitlerweile in meinen Sprachgebrauch übergegangen!
gut dazu passt auch der:
Original von Harald Lesch:
Alt ist man, wenn man mehr Spass an der Vergangenhzeit als an der Zukunft hatt

Insgesamt sind deine Artikel mal wieder einsame Spitzenklasse - ich bin immer wieder total begeistert :juhuu:
Einfach klasse! :up:

Und alles so prima beschrieben, daß bestimmt jeder damit klar kommt, nicht so trocken wie in vielen Fachbüchern :)

Wie Günter schon sagte: Ist die Nachfolge schon geklärt?
:D

Noch was: eventuell habe ich morgen ein klein wenig Zeit, vielleicht du auch? - dann sollten wir unbedingt mal über einiges PN´nen ;) - ich warte da noch auf eine Antwort :zunge:
:]
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#1425
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Hallo Peter,
Eine Nachfolge von Harald Lesch stände Dir wirklich gut zu Gesicht. Allerdings hoffe ich, dass uns der Harald Lesch noch lange erhalten bleibt. Immerhin hat Harald Lesch selbst (Lesch & Co Nr. 5) angeregt, das es Sendungen wie seine eigenen eigentlich viel öfter geben sollte.

Also keine Nachfolge sondern zusätzlich.
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#1430
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Etz´red i!
Peter Maier ist in der Nutzergruppe 'Moderatoren'
Hallo!

Ich hoffe auch sehr, dass eine Sendung wie Alpha-Centauri zumindest auf dem Bayerischen Rundfunk dauerhaft erhalten bleibt. Es laufen derzeit zwar auch einige Dokumentarfilme (u.a. von Discovery-Channel) auf N24 etc., aber ein Ersatz für Lesch ist das nicht. Der kommt allein mit seinem Mundwerk, einer grünen Tafel und einem kleinen Stückchen Kreide aus, ohne jede "Special-Effects"… Allein die Kürze der Sendung ist schon unübertroffen: In 15 Minuten (!) schafft er es hervorragend, selbst die kompliziertesten Zusammenhänge und aktuelle Themen aus der Forschung zu behandeln. Das soll ihm mal einer nachmachen!

…Ich könnte das wohl nicht! - Um gleich auf eure Vorschläge zum potentiellen Nachfolger zukommen. ;)
Lesch ist außerdem Professor für Theoretische Astrophysik. Ich dagegen bin zunächst einmal Schüler und zweitens in Sachen Astronomie eher praktisch orientiert - also ein Beobachter! :kls:
Als Querdenker und in Theorie war ich nie sonderlich gut. Ich denke auch, das Theorie nicht unbedingt der beste Weg ist, um zu lernen… "aber es gibt immer gute Gründe, Theorie zu machen!", würde mir Lesch jetzt entgegnen.
So ist Prof. Lesch sozusagen ein "Kollege von der anderen Fraktion", ein Nur-Theoretiker…
Obwohl, das lose Mundwerk haben wir wahrscheinlich gemeinsam! :D

Gruß,
P.M.
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