Endlich ...

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Andromedaner
Hallo allerseits,

eigentlich hatte ich den gestrigen Abend schon abgeschrieben, zu mindestens in astronomischer Sicht. Am Nachmittag zogen Schleierwolken auf. Die hielten sich beharrlich bis in den Abend. Doch dann verschwanden sie. Gegen 21 Uhr fasste ich dann den Entschluss, doch noch auf die Wiese zu gehen. Draußen angekommen, erlebte ich eine Überraschung. Nicht nur das die Schleierwolken verschwunden waren. Im Zentrum war die Milchstraße schon deutlich zu sehen. Alles aufgebaut, so wie sich dann die Augen an die Dunkelheit gewöhnten, zeigte sich immer mehr ein Himmel, wie man ihn selten sieht. Die Milchstraße war von Horizont zu Horizont zu sehen. Nur wenige Sterne am Horizont zeigten ein leichtes Flimmern.

Das helle Band am Himmel war so faszinierend, das ich erst einmal Newton Newton sein gelassen habe und mit einem 7X45 Fernglas die Milchstraße durch kämmt habe. Das Glas hat Weitwinkelokulare, so dass man einen wunderbaren Überblick erhält. Irgend wann hatte ich dann den ?Kleiderbügel? im Blickfeld. Den braucht man eigentlich nicht groß zu suchen. Man findet ihm fast immer ?aus versehen?.

Nach zehn Minuten kam dann das Glas wieder ins Auto und der 8 Zoll Newton musste arbeiten. Da der ?Große Wagen? noch relativ hoch stand, aber sich schon auf dem absteigenden Ast befand, war das erste Ziel der M101. Ist schon ein etwas heikles Objekt. Wenn man nicht weiß, was man sucht, findet man überhaupt nichts. Ich habe meine eigene Methode ihn zu finden. Ich suche zuerst das ?Reiterlein?, dann etwas mehr als drei Umdrehungen nach links und wenn man Glück hat, dann ist er zu sehen. Ich hatte Glück. So groß wie ich ihn gestern gesehen habe, war er noch nie im Okular zu sehen. Aber eben nur sehr schwach in der Helligkeit. Allerdings, die schönen Strukturen, wie man sie auf vielen Bildern bewundern kann, sind nicht mal im Ansatz zu erkennen. Es ist nur ein sehr schwach leuchtende, vielleicht ?Pfennig? große Scheibe. Nicht mehr und nicht weniger. Ich freue mich aber jedes Mal, wenn ich ihn finde. Schon weil ich weiß, das es auch Beobachter mit wesentlich besserer Ausrüstung gibt, die ihn zwar oft gesucht aber noch nicht gesehen haben.

Danach ging es zu dem Neuen. Ich wollte heute zum ersten Mal den M 56 sehen. Einen Kugelsternhaufen zwischen Lyra und Schwan. Ich hatte mir eine Übersichtskarte ausgedruckt, sah auch relativ einfach aus, aber man kann ja nie wissen. Sucher in den gedachten Bereich ausgerichtet und schon hatte ich ein kleines diffuses Etwas im Übersichtsokular. Mit zunehmender Vergrößerung zeigte dann auch dieser kleine Kugelsternhaufen seine Vielfalt und sein Sternreichtum. Mit 300 facher Vergrößerung ( mehr geht nicht) wurde er dann doch schon etwas dunkel, aber es waren die meisten Sterne zu sehen.

Wenn man schon mal in der Nähe der Lyra ist, dann musste der M57 natürlich noch dran glauben. Das Auffinden an sich macht ja keine große Mühe, wenn er nicht so genau im Zentrum stehen würde. Irgend wie schlägt man immer am Stativ an und macht die tollten Verrenkungen beim Durchschauen durch den Leuchtpunktsucher. Vergrößerung schrittweise erhöht, allerdings hatte ich dann das Empfinden, dass die Abbildung bei 160 facher Vergrößerung am schönsten war.

Im Sommer oder Herbst draußen und dann nicht den M13 beobachten, dass geht einfach nicht. Also Herkules gesucht und das Fernrohr ausgerichtet. Bei 300 facher Vergrößerung ist er dann Bildfüllend. Kein ?Schwabbeln? der Sterne war zu sehen. Ruhig, fast majestätisch ruhte er am Firmament.  
Dann kam das Okular raus und das Bino rein. Trotz der relativ hohen Vergrößerung (bedingt durch den Glaswegkorrektor)  war das Bild ein Erlebnis. Ich weiß zwar, dass das eine Einbildung ist, aber dieser Sternhaufen scheint plastisch zu schweben. Nur leider ist das Scharfstellen in diesem Vergrößerungsbereich ein ziemliches Geduldsspiel.     

Jetzt noch mal zurück zum Schwan und den M27 gesucht. Sehr schön war die fast quadratische Form diesen Nebels zu sehen.  Leide kann man die Farben beim visuellen Beobachten nicht erkennen.

Jedes mal beim Umbauen lachte mich unterhalb des ?großen W? ein verwaschene Fleck an. Fast schien es, als ob er ruft, nun schau mich doch auch mal an. Irgend wann muss man ja mal nachgeben. Somit war H&C das letzte Objekt, aber nicht das Letzte. Mit dem 2 Zoll 50 mm entfalteten die beiden Steinhaufen ihre volle Pracht. Da lohnt es schon eine Weile zu schauen.

Mittlerweile war es kurz vor Mitternacht und damit Zeit langsam alles ein zu packen. Bevor ich abfahren wollte, bemerkte ich, dass ein  einen verwaschenen Fleck am Horizont aufgegangen war. Da musste jetzt der Feldstecher ausreichen. Aber auch hiermit kann man sich da Siebengestirn anschauen.

Über drei Monate hatte ich keine Gelegenheit zum Beobachten gehabt, aber dieser Abend hat mich dafür entschädigt. Gegen halb zwei ging dann das Licht aus, nur leider war um sieben Uhr die Nacht wieder zu Ende. Aber für einen solchen Himmel nimmt man das schon mal in kauf.

Mit freundlichen Grüßen

Hans-Ulrich
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Andromedaindianer

AW: Endlich ...

Toller Bericht!
Danke!!!

"Zwei Dinge sind unendlich: Das Universum und die menschliche Dummheit,
aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher."

http://www.ferkelprotest.de/
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Guest user

Re: AW: Endlich ...

Super - Glückwunsch zu dem Abend! Ich hatte heute auch einen herrlichen Abend, aber darüber schreibe ich erst heute Vormittag was…
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Andromedanerin

Re: Endlich ...

Das hört sich ja wirklich traumhaft an und nach einem wunderbar gelungenem Abend. Man kann richtig deine Freude mitspüren, wenn man den Bericht so liest. Wunderbar! Respekt! :-)
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