Exkursion zum Wendelstein-Observatorium

Beitrag

Posted
Bewertung:
#14132 (In Topic #1233)
Guest user
Hallöchen!

Ich war Freitag mit dem Astronomiekursus der Volksternwarte und noch ein paar Physik-LKlern von der Schule von meinem Boss auf dem Wendelstein und hab da das Observatorium angeguckt. Photos gibt?s leider keine, die wenigen die ich gemacht habe, sind leider ziemlicher Müll geworden. Naja, einer der begleitenden Lehrer hat fleißig photographiert (bevorzugt mich und noch zwei Mädels aus dem Kursus, ?weil ihr euch so schön sträubt? *grummel*) und die Bilder kriegen wir auch, wird also noch nachgeliefert :) Aber ich erzähl euch trotzdem jetzt schon mal, wie der Tag so war und dass das Wendelsteinobservatorium so was von toll ist ;)

Der Tag find schon einmal gut an, keine Schule und ein später Treffpunkt, das heißt ausschlafen! :) Irgendwie war ich aber trotzdem müde ;) Wir sind dann mit der BOB (Bayerische Oberland-Bahn) in über einer Stunde nach Osterhofen zur Talstation der Gondel gefahren. Eine sehr nette Fahrt war das, richtig unterhaltsam! :) Dort angekommen sind wir dann zur Talstation gegangen, aber haben genau die Seilbahn verpasst. Naja, macht nix, wir hatten sehr viel Zeit. Deswegen haben wir oben an der Bergstation auch noch mal richtig schön Pause gemacht (bis um 12), allerdings war das Wetter nicht das beste, aber immerhin hat es nicht stark geregnet sondern war nur bewölkt und hat hin und wieder mal genieselt. Anschließend sind wir dann die letzten hundert Meter zum Gipfel gewandert, und haben dort auch erst mal wieder gewartet ;)

Irgendwann kam dann auch unser Führer (also der Mensch, der dort oben arbeitet, die haben keinen extra Führer oder so), und wir sind zuerst zu dem alten 30cm Sonnenteleskop gegangen. Ein sehr schönes Gerät! Besonders die Kuppel war toll, wie uns erzählt wurde, wurde sie von einem Schiffsbauer angefertigt. Hihi, dieser Schließungsmechanismus! Normalerweise kurbelt man ja die Verdeckung des ?Teleskoplochs? ;) von oben runter, bei dieser Ausführung wurde sie erst hinuntergekurbelt und dann wie eine Türe geschlossen, sah sehr elegant aus. Neben der Leinwand, auf die das Bild der Sonne normalerweise hinprojiziert wird (dank der Wolken haben wir sie nicht lange angucken können), gibt es dort ein Spektrometer und man kann mit künstlichen Monden Sonnenfinsternisse erzeugen, um die Korona anzugucken. Dazu wurde uns auch einiges erzählt, lustigerweise verstand der Führer unsere Gruppe als Eingeweihte der Astronomie und hat oft gesagt: ?Aber das wissen Sie ja eh schon? oder ?Das kennen Sie ja schon, deswegen erzähle ich Ihnen einmal, was mir immer wieder für Fragen gestellt werden?. Es war sehr interessant, das alles in diesem etwas erweiterten Blickwinkel angucken zu können! Leider wusste ich eben nicht alles, ich bin ja erst in der neunten und hab noch keinen Physik-LK belegt, das war ein bisschen doof. Aber auf Nachfrage wurde es dann eben doch noch erklärt :) (?und der Rest hört einfach zu und versucht zu beurteilen, ob ich das Ganze gut erklärt habe? :D )
Nun gut, ich wollte von den Instrumenten dort erzählen… Zum einen gibt es dort so einen Spektographen (heißt das Ding wirklich so? Naja, so ähnlich… ;) ), mit dem man die Spektrallinien verschiedener Sterne sehen kann. Auch dieses ?Schlitzding? (ich habs heute wirklich nicht so mit Namen…) wurde uns gezeigt, und erklärt, wieso man das Bild der Sonne nicht einfach so durch den Sprktrographen schicken kann, um die Frauenhoferlinien zu erkennen, sondern eben so ein Ding dazu benötigt. Es gibt auch einen Bildschirm, auf dem man dann das Spektrum angucken kann. Dann haben die dort eine Vorrichtung, dass man künstlich Sonnenfinsternisse erzeugen kann. Oben am Teleskop kann einer von vielen verschiedenen Monden eingeschoben werden, und dann sieht man die Korona. Die ?Monde? sind aus Metall und haben in etwa die Form und Größe von so einem Kreisel, mit denen ihr auch sicher früher gespielt habt ;). Es gibt so viele verschiedene, weil sie alle Arten von Sonnenfinsternissen erzeugen wollen, der Mond steht von der Erde nicht immer gleich weit entfernt, und so gibt es ringförmige und totale Sonnenfinsternisse, und man will eben nicht nur die eine, sondern alles Sorten erzeugen können. Allerdings macht man das Heutzutage nicht mehr, als 1958 das Teleskop errichtet wurde, konnte man an über hundert Tagen im Jahr ordentlich die Sonne beobachten. Dank der Luftverschmutzung wäre es jetzt nur noch an zehn Tagen möglich, und das lohnt nicht. Deswegen sind die dort oben auf Nachtbeobachtung umgestiegen, haben das Teleskop aber zum Vorführen stehen gelassen (ob die damit auch noch wirklich beobachten, weiß ich leider nicht).

Nachdem uns also dieses Telesköpchen vorgeführt worden war, ging es in den Wohn- und Arbeitsbereich des Observatoriums. Wir haben ein Gästezimmer für Gastbeobachter gesehen, sehr nett und hübsch, wirklich, und eine Art Wohnzimmer, ebenfalls ziemlich nett, und dann drei verschiedene Arbeitsräume und einen Konferenzraum. Der eine von den Arbeitsräumen war mit Kupfer isoliert, denn es gibt dort dirket neben der Sternwarte einen großen Radiosender vom BR (von dem ich auch Kopfweh gekriegt hab…), und das tut weder den Geräten noch den CCD-Chips gut, und da braucht es so einen Raum, wo die Geräte hingeschafft werden, wenn sie mal wieder nicht wollen. Da kann man dann nämlich überprüfen, ob das Nicht-Wollen an der Strahlung liegt, oder ob sie echt defekt sind. Der Konferenzraum war auch hübsch, hui, diese Stühle waren vielleicht bequem… ;) Während wir herumgeführt wurden, hat uns dieser nette Führungsmensch auch von der Arbeit und den verschiedenen Forschungsprojekten dort oben erzählt. Es hingen auch Plakate zu diesen Doktorarbeiten aus. Ich hoffe, ich hab mir alles gemerkt ;)
Eine Doktorantenarbeit geht um die Entwickelung einer CCD-Kamera, die auf zwei Chips aufnehmen kann. Aber hierbei wird nicht einfach das Licht geteilt, dann würde ja auf jedem nur die Hälfte der Photonen ankommen, sondern der eine Chip nimmt Licht bis zu derunder Wellenlände auf, der andere ab dieser Wellenlänge. Huiui, das Plakat mit dem Konstruktionsplan sah sehr kompliziert aus… Eine andere geht über die Erforschung dunkler Materie mithilfe des Gravitationslinseneffekts. Dunkle Marterie sieht man ja nicht, aber man kann sie indirekt nachweisen, da eine große Masse den Raum verzerrt und man diese Verzerrung als Verzerrung sehen kann. Wiederum eine Arbeit drehte sich um schwarze Löcher im Zentrum von Galaxien, dabei wollten sie Forscher zugucken, wann ein schwarzes Loch einen Stern verschlingt. Das ist gut sichtbar, denn bevor der Stern verschlungen wird, stößt er einen ?Todesschrei? ? also hellen Lichtblitz ? aus, und die versuchen, solche Lichtblitze zu finden. Dann wiederum ? und das ist auch das, womit sich der Führungsmensch hauptsächlich beschäftigt ? gab es eine Arbeit, bei der der Zusammenhang von der Helligkeitsveränderung bei Sternen, von denen man wusste, dass sie von Planenten umkreist werden, und ihr Wackeln nachgewiesen wurde. Auch wenn das jetzt keine Doktorantenarbeiz ist, die beschäftigen sich dort auch mit engen Doppelsternen und haben zu dem Zweck extra ein Hochgeschwindigkeitsfermometer gebaut, das sehr sehr viele Photonenzählungen in einer Sekunde (also: Helligkeitsbestimmung: je mehr Photonen, desto heller) zählen kann (ich glaube, es waren 10 000, aber diese Angabe ist ? wie auch sonst alles hier - ;) ohne Gewähr).

Anschließend ging es wieder raus ins Kalte, und wir haben uns das 80cm Teleskop angeguckt. Das war jetzt nicht sooo spektakulär, wir haben in etwa das gleiche an der Sternwarte, es ist nur anders montiert. Aber der Führungsmensch hat (quasi andauernd ;) naja, nicht ganz) auch davon gesprochen, dass sie unbedingt ein größeres Teleskop brauchen. Mit den können sie noch nicht einmal mehr gut die Vorarbeit für Anträge auf Beobachtungszeit am VLT oder ähnlichen Geräten stellen. Das ist auch schon in vollem Gange, es soll ein zwei Meter Spiegelteleskop werden, das an die Stelle vom jetzigem 80cm Teleskop kommen soll. Das Ministerium hat schon so gut wie zugestimmt, und dank des herrausragend guten Seeings wird es wohl auch noch die Arbeitsgemeinschaft für Bildung und Forschung (oder so ähnlich) erlauben. Zwei Meter! Stellt euch das einmal vor! *fasziniert bin*

Gut, damit war die Führung dann leider auch schon so gut wie zuende. Wir sind noch in den Kontrollraum des großen Teleskops gegangen und haben uns dort noch etwas erklären lassen, aber dann ging es auch schon mit dem Lift 109 Meter nach unten und von dort aus mit der Gondel und der BOB nach Hause. Das war das Schlechte an dem Tag: Er ging vorrüber. Ansonsten kann ich euch nur wärmstens empfehlen, auch einmal dort hinzugehen, es werden Führungen für Schulen und Institute angeboten und jeden ersten Donnerstag im Monat ist Tag der offenen Tür. Der Führungsmensch war richtig nett, man hat gemerkt, mit welcher Freude er das macht, und das ganze Observatorium ist sensationell. Nichts wie hin!

Liebe Grüße,
Anna
Zurück nach oben

Beitrag

Posted
Bewertung:
#14133
Avatar
Andromedaindianer

AW: Exkursion zum Wendelstein-Observatorium

Toller Bericht, Anna!  :up:
Danke!

"Zwei Dinge sind unendlich: Das Universum und die menschliche Dummheit,
aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher."

http://www.ferkelprotest.de/
Online now: Nein Zurück nach oben

Beitrag

Posted
Bewertung:
#14134
Guest user

Re: Exkursion zum Wendelstein-Observatorium

Hi Anna!

Sehr schöner Bericht! :up:

Anna hat gesagt

wir haben uns das 80cm Teleskop angeguckt. Das war jetzt nicht sooo spektakulär
Harr harr - 80cm-Spiegel sind was total Normales :waah:  :D

Christoph
Zurück nach oben
1 guest and 0 members have just viewed this.