Das Spiegelschleif-Tagebuch

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#11729 (In Topic #1054)
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Tobi ist in der Nutzergruppe 'Moderatoren'
Hallo Zusammen,

ich dachte ich mache so wie immer mein laufendes Projekt öffentlich und führe hier nun ein Spiegelschleif-Tagebuch, wo ich jede Minute festhalten möchte, die ich mit schleifen, polieren, rechnen, fluchen, fotografieren undundund verbringe.

Ich hatte zuvor ja schon einmal einen Thread zum Thema eröffnet und erläutere nun mal die Details…


06.03.2005:
Ich frage offen in die Runde, was als nächstes Projekt mal interessant wäre und nichteinmal 40 Minuten später bringt Pendel die Idee: Einen Spiegel selber schleifen. Rafael erinnert mich dann doch glatt noch an Stathis Kafalis Spiegelschleif-Workshop vom ITV 2003. So wurde die DVD kurzerhand bestellt…


07.03.2005:

Ich setzte mir eine Frist: Innerhalb von rund 3 Jahren soll ein 16"-Dobson entstehen. Den Anfang soll ein 6"-Reisedobs machen. Anschließend soll ein 10"-Dobson entstehen.


09.03.2005:

Stathis Spiegelschleif-DVD ist angekommen und wurde glatt mal angeguckt. 2 Stunden pures Karkokornschleiffeeling!  :cool:  :cool:  :cool:  :cool:  ;)


10.03.2005:
Auch Martin Trittelvitz's Buch "Spiegelfernrohre - selbst gebaut" habe ich nun komplett durchgelesen und war mir nun endgültig sicher, dass ich soetwas bewältigen kann.
Desweiteren habe ich mir Genaueres zu meinem 6"-Erstschliff überlegt: Er soll 1200mm Brennweite bekommen (f/8 also).


11.03.2005:

Ich habe mir mal die ersten Arbeitsschritte genauer angeschaut. Ich bin am überlegen, wie ich am Besten und Einfachsten den Spiegel schleifen kann.
Außerdem wurde berechnet, wie viel Material des Spiegelrohlings in der Mitte abgetragen werden muss: Es sind rund 1,2mm (die sogenannte Pfeiltiefe).
Gegen 21:30 Uhr wurde dann sofort bei Stathis Kafalis ein 6" Spiegelrohling und das benötigte Schleifmaterial bestellt.


14.03.2005:
Die Nachricht von Stathis: Der Rohling und das Schleif- und Poliermittel geht morgen auf die Reise. :)


Fortsetzung folgt…

Gruß,
Tobias

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#11732
Erdling

Re: Das Spiegelschleif-Tagebuch

Hi Tobias

dann hast du es also geschafft !! Dann werd ich mich mal einschalten…….ich bekomm wahrscheinlich in 2 Tagen das Buch bekommen…..dann werd ich die Bombe mal scharf machen  ;)

Also, du Verrückter, ich hoff ich zieh demnächst nach  :D  ;)

Grüße
Rafael
(Halt mich auf dem Laufenden)
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#11758
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Tobi ist in der Nutzergruppe 'Moderatoren'

AW: Das Spiegelschleif-Tagebuch

16.03.2005:
Das Fliesentool wurde nun geplant und ich habe schoneinmal genauer überlegt und gezeichnet, wie ich die Form zuschneiden möchte.
Vom Hausbau hatten wir noch einige Fliesen übrig und ich durfte mir 2 Stück davon nehmen.

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#11770
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Falko ist in der Nutzergruppe 'Administratoren'

AW: Das Spiegelschleif-Tagebuch

Hallo ihr beiden. Sieht doch schon mal gut aus, was der Tobias da auf die Fliese gezeichnet hat. Bin gespannt wie's weiter geht.

Gruß
Falko
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#11788
Erdling

Re: AW: Das Spiegelschleif-Tagebuch

Hallo Falko…

also ich bin grad auf Seite 40 beim Spiegelschleifbuch  :D
aber das ich mach…….ja.
Grüße
Rafael
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#11813
Erdling

Re: AW: Das Spiegelschleif-Tagebuch

19.03.2005 :

Ich liege im Krankenhaus und mir gehts nicht so gut. Die Spiegelschleifbucher sind durchgelesen. Nur noch die Interstellarum ist da…..

Ich hoff ich komm bald wieder !! Ich vermisse meinen PC !!!

Grüße
Tobias

(so ungefähr würde es Tobias sicher sagen…..)
von Rafael alias skygecko
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#11878
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AW: Re: AW: Das Spiegelschleif-Tagebuch

21.03.2005:
Der Spiegel und das Schleif-und Polierzeugs kam bereits am 18.03 an und heute habe ich mir einen Schleifstein besorgt.

Bilder:

Von Links nach Rechts: 6" Spiegelrohling, Microgrit 15? und 9? für den Feinschliff, CERI HPC als Poliermittel (rote Schrift), optisches 28°-Pech (der dicke Brocken ganz oben), Karbo 180 und Karbo 320 für den "Mittelschliff", rechts unten: Karbo 80 für den Grobschliff.

Dunkle Schleifsteinseite: 120er Schleifseite
Helle Schleifsteinseite: 240er Schleifseite

Der Schleifstein wird für die Fase am Spiegelrand benötigt. Die werde ich nachher mal ziehen und dann genauer die Funktion erläutern.

Gruß,
Tobias

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#11975
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AW: Das Spiegelschleif-Tagebuch

24.03.2005:
Heute gings rund :) :]! Nachdem ich heute morgen im Krankenhaus zur täglichen Untersuchung war, ging ich Fliesen einkaufen da es mit den ursprünglichen Fliesen nicht so ganz geklappt hat (hab 4 Stück putt gemacht :sad:).
Eingekauft wurde gleich ein ganzes Paket 8mm-Feinsteinzeugfliesen mit insgesamt 1,6m? (15 oder 16 Fliesen). Der Spaß kostete um die 8 Euro und so schlecht sehen die nicht einmal aus! :D ;).

Zuerst wurde aber die Fase am 6" Spiegelrohling angebracht. Mit der Fase wird erreicht, dass der Spiegelrohling an der Kante nicht mehr "spitz" ist. Ansonsten würde auf der Kante des Rohlings ein großer Druck herrschen. Es würden Glassplitter abbrechen und unter das Schleifwerkzeug geraten. Das Ergebnis wäre der Horror: Kratzer.
Wer seinen Newtonspiegel schoneinmal ausgebaut und näher betrachtet hat, sieht, dass die industriell hergestellten Spiegel solch eine Fase besitzen.
Die Fase bekommt man am Besten mit einem Schleifstein hin. Im 45°-Winkel wird dieser mit gutem Druck über die Kante des Rohlings gezogen. Dabei sollte der Schleifstein feucht sein und tropfen. Mit trockenem Schleifstein gabs bei mir Muschelbrüche und die sind nicht so toll :rolleyes:.

Bild 1: Der 6" Rohling mit angebrachter Fase. Im Vordergrund kann man diese sehr gut erkennen.


Anschließend gings ans Flexen. Um Fliesen zu flexen, braucht man eine spezielle Flexscheibe. Am Besten kauft man sich eine Diamanttrennscheibe für Keramik und Fliesen (ca. 5 Euro). Erst brachte ich auf den beiden Fliesen das "Flexmuster" mit einem Edding und dem Spiegelrohling als Vorlage auf und flexte den Kreis dann aus.

Unbedingt die Sicherheitshinweise beachten! Mindestens eine Schutzbrille und Gehörschutz tragen! Auf den Bild sieht es zwar nicht so aus als ob ich eine Schutzbrille und einen Gehörschutz habe, aber ich habe tatsächlich eine Schutzbrille auf und als Gehörschutz solche Ohropacks in den Ohren (damit hört man die Flex fast nicht mehr :cool: :]). Man sollte auch auf die Funken achten. Mir wäre fast die Hose abgefackelt :D! Auch ist die Sache recht "splitterrig". Es fliegen viele Splitter herum und ohne Schutzbrille würde ich wohl schon wieder im Krankenhaus liegen :rolleyes:.


Bild 2: Tobi bei der Arbeit ;).

Nachdem der Kreis ausgeflext war, wurde die Fliese auf eine Kante gelegt und der überstehende Teil der Fliese mit dem Hammer abgetrennt.

Bild 3: Durch leichte gezielte Hammerschläge lassen sich die überstehenden Fliesenteile abtrennen.

Diese Prozedur wiederholt man dann noch ein zweites Mal. Denn unser Schleiftool soll ja eine stabile Sache werden. ;)

Bild 4: "Puuuh… hat ja doch noch alles geklappt…" ;)

Übrigens: So wirklich exakt rund brauchen die Dinger nicht werden. Man kann im Notfall immer noch dann mit der Flex oder auch dem Schleifstein nachhelfen.


Um die beiden runden Fliesenteile zu verbinden, nimmt man entweder Fliesenkleber oder auch Flexkleber.
Zuerst muss man die "Gussform" vorbereiten. Einfaches Klebeband reicht vollkommen aus, wobei ein Kartonstreifen doch stabiler wäre.

Bild 5: Die "Gussform" für den Fliesenkleber wurde hergestellt.

Bild 6: Auf der Unterseite wurde mit weiterem Klebeband der Rand der "Gussform" festgeklebt, damit sich dieser nicht ablösen kann.

Das Sandwichtool (Sandwich deswegen, weil zwischen den Platten der Fliesenkleber/Flexkleber kommt) wird in zwei Schritten gefertigt: Der Fliesenkleber wird ca. 2-5cm hoch auf einer der runden Fliesen angebracht und getrocknet und anschließend wird mit einer neuen, dünnen Schicht Fliesenkleber die zweite runde Fliese draufgeklebt.

Bild 7: Der Fliesenkleber am Bestimmungsplatz

Den Fliesenkleber lässt man dann einen Tag durchhärten. Ich habe dazu das runde Fliesenstück mit dem Fliesenkleber auf eine weitere Fliese gelegt, um das Ding in den Heizungskeller zum Aushärten zu stellen.

Morgen gehts dann weiter :).

Gruß,
Tobias

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#11984
Erdling

Re: AW: Das Spiegelschleif-Tagebuch

Hallo du geschliffener Astronom

das schaut doch schon mal ganz gut aus !!
Dann bin ich mal gespannt wie´s wird…….ich les noch fleisig und surf nach Spiegeln  ;)

Grüße
Rafael
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#12103
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AW: Das Spiegelschleif-Tagebuch

26.03.2005:
Ich habe endlich mit dem Grobschliff angefangen. Das Schleiftool wurde am 25. fertiggestellt und konnte somit nun eingesetzt werden.

Während dem Grobschliff versucht man ersteinmal primär, die gewünschte Pfeiltiefe zu erreichen. Die Pfeiltiefe ist die Vertiefung am Spiegel, welche letztendlich die Brennweite festlegt. Desto tiefer die Pfeiltiefe, desto "schneller" und somit kurzbrennweitiger wird der Spiegel. Kurz gesagt: Die Pfeiltiefe ist die Vertiefung in der Spiegelmitte gegenüber dem Spiegelrand. :)
An meinem Spiegel beträgt die benötigte Pfeiltiefe etwa 1,2mm und diese versucht man eben im ersten Schritt - dem Grobschliff - zu erreichen. Erst dann in den weiteren Schritten wird versucht eine Sphäre und letztendlich beim Polieren eine Parabel zu erreichen.

Dies erreicht man mit der MOT-Schleiftechnik (Mirror On Top). Also es wird vorerst mit Spiegel oben und Schleiftool unten geschliffen. Als Schleifmittel kommt selbstverständlich das grobkörnigste Zeugs zum Einsatz: Karborundum 80. Ca. alle 30 Sekunden ist das Korn zwischen Tool und Spiegel hinüber und muss mit ein paar Tropfen Wasser und neuem Karbo 80 erneuert werden.
Außerdem schleift man exzentrisch. Also nicht Spiegelmitte über Toolmitte, sondern Spiegelmitte über Toolrand. Man will ja den Spiegel konkav und das Tool konvex und nicht andersrum werden lassen - wäre ja auch nicht so toll wenn man nachher nen Streuspiegel hätte ;).

Wie gesagt: Etwa 1,2mm muss ich in der Spiegelmitte wegschleifen und bisher habe ich 0,9mm weggeschliffen. Bis jetzt sind dies 1 1/2 Stunden Schleifarbeit gewesen und alleine in den letzten 15 Minuten schliff ich rund 0,4mm von der Spiegelmitte runter. Ich denke langsam habe ich den Dreh raus :].

Hier noch ein kleiner "Beweis":
Nach langer Suche fand ich in der Garage einen sehr planen Metallwinkel. Wenn man diesen über die Spiegelmitte legt und schon in der Spiegelmitte Material abgetragen worden ist, sollte so wie oben das Licht durch den Hohlraum in form einer sehr langen schmalen Sichel dringen können. Dieser schwarze längliche Fleck auf dem Spiegel ist die Mittenmarkierung, welche ich demonstrationsweise auf dem Spiegel angebracht habe.

Man erkennt außerdem auch sehr gut, dass der Spiegel recht rau und ziemlich undurchsichtig wie Milchglas ist. Das bedeutet, dass der Spiegel vom Schleifmittel "angegriffen" wurde.

Gruß,
Tobias

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#12449
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AW: Das Spiegelschleif-Tagebuch

11.04.2005:
Nach den Ferien welche ich mit ca. 9 Stunden am Tag schuften und Geld verdienen verbrachte und einer Woche Schülerpraktikum konnte ich mal wieder den Spiegel aus dem Plastikbeutel holen und mein Werk begutachten ;).

Zwischenzeitlich baute ich mir an zwei Abenden eine kleine LED-Taschenlampe, um die Brennweite mit dem Taschenlampenreflextest zu bestimmen. Idealerweise benutzt man eine kleine 12V Birne oder eine LED - hauptsache das Ding hat keinen Reflektor drin so wie die meisten Taschenlampen.
Die Konstruktion ist an sich keine große Sache. Man nehme: ein Plastikgehäuse, eine 9V-Batterie, eine superhelle weiße 4V-LED, einen passenden Vorwiderstand damit die LED nicht verheizt wird und einen Schalter. Dann bohrt man noch ein bisschen und lötet die Teile zusammen… voil? ;). Ein Bild von meiner kleinen LED-Taschenlampe präsentiere ich mal demnächst.
Das mit "superhelle LED" ist kein Witz. Mir tat erst mal für einige Minuten das Auge weh als ich direkt in die LED schaute. Ein roter Laserpointer ist fast ein Witz gegen solch eine weiße LED.
Zurück zum Taschenlampenreflextest: Man stellt den Spiegel in Augenhöhe irgendwo auf die Kante und benetzt ihn gut mit Wasser. Nun sollte man recht schnell sein, da das Wasser nicht gerade lange auf dem Spiegel haftet. Mit der LED-Lampe leuchtet man nun den Spiegel an und hält diese LED direkt neben sein Auge. Mit etwas rumprobieren fängt man dann einen hellen Reflex der LED ein und wenn man nun die LED-Taschenlampe vorsichtig hoch und runter bewegt, wandert der Reflex im Spiegel entweder hoch oder runter.
Wenn man die Lampe nach oben bewegt und der Reflex im Spiegel ebenfalls nach oben geht, ist man zu nahe am Spiegel. D.h. man ist innerhalb des Krümmungsradius. Die Brennweite allerdings ist genau die Hälfte vom Krümmungradius. Wenn der Spiegel nun also z.b. 2m Brennweite hat, muss man sich im Berich von +-4m Entfernung bewegen um das gewünschte Ergebnis zu erhalten.
Bewegt man allerdings die LED nach oben und der Reflex wandert nach unten, ist man außerhalb des Krümmungsradius. Man muss also näher zum Spiegel hin.
Durch hin- und herprobieren findet man dann eine Stelle an der man nicht so recht weiß, ob der Reflex nun nach oben oder nach unten geht. Und das ist dann unser Krümmungsradius! :) Wie oben geschrieben: Wenn man die Entfernung des Krümmungsradius durch 2 teilt, hat man die Brennweite.
Auf diese Weise lässt sich schon beim Karbo 80-Grobschliff die momentane Brennweite auf vielleicht 5 bis 15cm genau bestimmen.

Um auch wirklich sicher zu gehen, benutze ich auch noch die Sonne zur Bestimmung der momentanen Spiegelbrennweite. Bei der Sonne muss man das Ergebnis NICHT durch 2 teilen, da wir bei der Sonne direkt im Fokus liegen (die Sonne ist im Gegensatz zur LED ja im scheinbar Unendlichen!). Die Sonne "zeigt" und somit die tatsächliche Brennweite.

Nach beiden Messergebnissen kam ich bei dem 6" Spiegel auf momentan 2 (+- 0,1m) Meter Brennweite. Er ist also momentan in etwa ein f/13.3er und ein f/8er solls ja werden.

Die Pfeiltiefe beträgt wie ich oben schrieb nicht schon in etwa 0,9mm, sondern nur etwa 0,7mm. Die Schiebelehre ist also nur als sehr grobes Instrument bei der Pfeiltiefenmessung zu brauchen. Mit dem Taschenlampenreflextest und dem Test an der Sonne erreicht man weitaus genauere Ergebnisse! Wenn die 0,9mm Pfeiltiefe stimmen würden, hätte der Spiegel "nur" noch in etwa 1,5m Brennweite! 0,2mm Messungenauigkeit mit der Schiebelehre machen dann also doch glatt mal 500mm Brennweite aus. :rolleyes:.

Bald gehts mit Spiegelquälen weiter ;)

Gruß,
Tobias

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#12450
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AW: Das Spiegelschleif-Tagebuch

12.04.2005:
Heute gabs wieder ein großes Spiegelquälen ;). Musikalische Unterstützung gabs für mich heute aber über Kopfhörer von Elvis Presley, den Rolling Stones u.v.a.. Da macht das Schleifen doch gleich doppelt so viel Spaß! :D ;)

Innerhalb von rund 15 Minuten kürzte ich die Brennweite von den ca. 2000mm auf rund 1875mm. Nach einer kurzen Pause legte ich mich nochmal kräftig ins Zeug und setzte meine ganze Kraft ein, drückte wie ein Irrer auf den Spiegel und schaffte so in weniger als 15 Minuten den Spiegel auf ca. 1275mm Brennweite!  :cool:  :]

Nun hat der Spiegel also fast seine 1200mm erreicht. Im Astrotreff fragte ich heute mal nach bis wohin man schleifen sollte, damit es nachher auch einen 1200er gibt, da durch die anderen Schleifkörnungen ja der Spiegel immer wieder ein Stücken mehr Wölbung bekommt und einige mm "schneller" wird. Diese gaben mir als Richtwert rund 1300mm an und die habe ich nun auch ziemlich erreicht :).

Bilanz: Gewünschte Vertiefung nach rund 2 Stunden Schleifaufwand mit Karborundum 80 erreicht.

Anschließend machte ich noch einen Test auf Sphärisch. Dies soll zeigen, ob der Spiegel schon annährend seine Form hat die er mal später bekommen soll. Man zeichnet einfach auf den Rohling ein Kreuz mit Bleistift oder einem wasserfesten Edding und schleift normal weiter. Der Spiegel ist exakt sphärisch (die Ausgangsform von der letztendlichen Parabel!), wenn das Kreuz gleichmäßig verschwindet, was aber bestimmt zu 99% aller Schleiffälle nicht der Fall ist.

So auch nicht bei mir… bis auf den Rand hat der Spiegel schon eine ordentliche spährische Form. Am Rand blieben auf jeder Seite rund 3 bis 5mm an Edding stehen und dies wird nun im nächsten Schleifabschritt korrigiert.

Ich bin sehr sehr zufrieden bis jetzt. Ich dachte mein Erstschliff wird eine Gurke aber das scheint zumindest bis jetzt noch nicht der Fall zu sein. ;)
Keine Kratzer und eine fast perfekte sphärische Form. Was will man mehr?!?

Gruß,
Tobias

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AW: Das Spiegelschleif-Tagebuch

Klingt super  :up:  Aber wo bleiben die Bilder  :]

Gruß
Falko
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AW: Das Spiegelschleif-Tagebuch

13.04.2005:
Zwei historische Ereignisse: Vor genau 35 Jahren erreichte ide Kommandozentrale in Houston die Nachricht von Apollo 13 Kommandant James A. Lovell: "Houston, wir haben ein Problem!". Das Problem war eine nicht isolierte Leitung und dadurch gabs einen Funken, welcher einer der beiden Sauerstofftanks des Servicemoduls entzündete. Dadurch fielen die lebenswichtigen Hauptversorgungssysteme des Servicemoduls aus.
So entschied man die komplette Stromversorgung lahmzulegen um nicht noch eine weitere Explosion zu verursachen. Die 3 Jungs hatten dann da oben mit angenehmen Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt zu kämpfen, wobei der Pilot der Landefähre, Haise auch noch Fieber bekam.
So standen für die NASA knapp 400 Millionen Dollar und 3 Leben auf dem Spiel - doch letztendlich klappte alles dank einer Stromüberbrückung wieder.
Knapp der Katastrophe entkommen :rolleyes:.

Das andere Ereignis:
Tobi hat mit dem schleifen der Sphäre begonnen und hat für euch endlich mal wieder ein paar Bilder! :D ;)

Zur Spähre:
Diese muss sich von der Spiegelmitte bis zum angfasten Rand durchziehen, da  der Rand ansonsten logischweise zurückbleibt und in meinem Fall zu jeder Seite hin ca. 5mm weniger Lichtsammelfläche hätte (also nur noch ca. 140mm Öffnung!).
Bis jetzt arbeitete ich nur mit MOT (Mirror On Top), um die Vertiefung in den Spiegel zu bekommen.
Heute kam das Gegenzeil TOT (Tool On Top) zum Einsatz: mit kurzen 1/3 Strichen und wenig seitlichem Überhang wird nun versucht die Sphäre weiter zum Rand hin auszuarbeiten.
Der Haken bei der ganzen Geschichte: Dadurch wird die Brennweite wieder länger.
Daher muss man Abwechselnd MOT-TOT schleifen, um zum gewünschten Ergebnis zu kommen.
Das gewünschte Ergebnis in unserem Fall: Die Brennweite halten und die Sphäre zum Rand hin ausbilden.

Ob der Spiegel schon sphärisch ist, lässt sich ganz einfach mit einem Bleistift oder einem Edding feststellen. Dazu zeichnet man ein Kreuz auf den Spiegel und schleift MOT ganz normal weiter. Wenn das Kreuz gleichmäßig verschwindet und letztendlich nirgends mehr zu sehen bzw. überall gleich schwach zu erkennen ist, ist die Ideale Sphäre erreicht.


Bild 1: Tool (links) und Spiegel (rechts) mit Edding-Kreuz. Auf dem Tool befindet sich ca. 1/2 Teelöffel Karbo80 mit ein bisschen Wasser.



Bild 2: Das Kreuz ist nicht mehr zu erkennen. Rechts oben kann man die selbstgebaute LED-Taschenlampe zur Bestimmung der Spiegelbrennweite erkennen.

Nach ca. 2 Stunden ist nun bei mir der nicht-Sphären-Bereich von ca. 5mm auf etwa 1mm je Seite geschrumpft. Fast ist die perfekte Sphäre also erreicht. Die Brennweite veränderte sich nur geringfügig auf rund 1250mm.



Bild 3: Nahaufnahme der Spiegeloberfläche. In der Mitte ist ein ca. 0,2mm dünner Bleistiftstrich zu erkennen. Durch das immer feinere Schleifmittel wird die Oberfläche zunehmend glatter und wieder durchsichtiger.

Gruß,
Tobias

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#12911
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AW: Das Spiegelschleif-Tagebuch

14.05.2005:
Heute nach etwa einem Monat kam ich endlich mal wieder dazu, den Spiegel weiterzuschleifen. :)

Ich schliff heute mal ein bisschen abwechselnd Spiegel oben, mal Spiegel unten um nun entgültig die Sphäre bis zum Spiegelrand auszuweiten.
Nachdem ich dann die Sphäre mit dem Karbo 80 hatte, kontrollierte ich nochmal die Brennweite. Die passt mit ziemlich genau 1200mm. Genau so wollte ichs haben :).

Dann endlich wars soweit: Altes Schleifzeug weg, alles sauber gemacht und nun gings zum nächst feineren Schleifmittel, dem Karbo 180.
Ziel ist es nun, die Brennweite möglichst beizubehalten und den Spiegel so zu schleifen, das alle ins Glas gerissene Löcher vom K80 nun durch das K180 abgetragen werden.

Wie man überprüft, ob alle K80-Löcher (Pits genannt) nun beseitigt sind, erkläre ich euch morgen wenn ich weiterschleife.

Gruß,
Tobi

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#12918
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AW: Das Spiegelschleif-Tagebuch

15.05.2005:

Heute beendete ich den Schliff mit dem 180er Karbo. :)

Geschliffen habe ich mit dem K180 insgesamt rund 65 Minuten. Mit Messen, Notieren und Überlegen gingen für das 180er Korn etwa 80 Minuten "verloren".

Heute bekam ich das erste Mal einen Kratzer in den Spiegel :rolleyes:. Wie der da rein kam, weiß ich nicht. Auf jeden Fall war der einiges tiefer als es ein Karbo 80-Korn hätte verursachen können. Nach 4 Ladungen K180-Pulver und abwechselndem MOT-TOT war vom Kratzer nichts mehr zu sehen. :]
Auch markierte ich ein relativ großes Loch am Spiegelrand (könnte auch ein Miniaturmuschelbruch gewesen sein) und 3 Pits nahe der Spiegelmitte. Letztendlich war von denen nichts mehr zu sehen und für mich ist der Karbo 180-Schliff somit beendet.
Als ich das erste mal die Spiegelbrennweite mit der Reflexmethode nachprüfte, waren es 1420mm und so schliff ich mit MOT (Mirror On Top) und viel Überhang, um die Brennweite  durch weiteres Aushöhlen der Spiegelmitte wieder zu kürzen. Nach 2 Minuten war die Brennweite bei ca. 1300mm und nach weiteren 3 Minuten bei 1235mm angekommen.
Diese Werte habe ich aber nicht so ausführlich gemessen.

Jetzt am Ende des K180-Schliffs war ich bei f=1250mm und diese Zahl stimmt ziemlich genau.

Anschließend erfolgte eine gründliche Reinigung des Arbeitsbereiches, da es nicht so gut wäre, wenn ich nun ab morgen mit Karbo 320 schleife und mir da etwa Karbo 80 oder Karbo 180-Körner zwischen den Spiegel und Tool kommen. Das Ergebnis wären wiedermal "tolle" Kratzer welche ja nicht sein müssen wenn man sie vermeiden kann.

Hier noch ein Bild der Spiegeloberfläche. Es ist schon ein guter Fortschritt gegenüber dem K80 zu sehen.

Gruß,
Tobias

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#12932
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Tobi ist in der Nutzergruppe 'Moderatoren'

AW: Das Spiegelschleif-Tagebuch

16.05.2005:

Heute habe ich das 320er Karbo durchgedrückt. Insgesamt schliff ich mit dem 320er Karborundum circa 110 Minuten. Davon gingen ca. 36 Minuten für einen etwa 2cm großen Kratzer verloren, der ziemlich tief war. Mir ist wohl beim Schleifen mal der Spiegel zu weit nach außen gekommen und ist über die Kante vom Tool gekippt. Und das gab ein nettes Andenken :rolleyes:. Aber wie gesagt: Nach etwas mehr als einer halben Stunde war die Erinnerung weggeschliffen :].

Ein Bild von dem "kleinen" 2cm-Schlenzer:


Anschließend folgte wieder eine rundum-Reinigung und der Tisch wurde wieder neu abgeklebt. Ein Astroartikel über Cassini/Huygens brachte mich auf folgendes Bild:


Dann gegen 18:20 Uhr fing ich mit dem Microgrit 15?m an. Die einzelnen Schleifteilchen dieses Zeugs sind also 0,015mm groß (ein menschl. Haar hat etwa 0,5mm!!!). Microgrit ist nichts anderes als kleine Aluminiumoxidplättchen.
Innerhalb von nur 10 Minuten wurde der Spiegel spürbar feiner, als ich ihn mit blosen Händen reinigte.
Insgesamt schliff ich bis jetzt mit dem 15 Mikrometer Microgrit 30 Minuten, welche aber sicherlich noch nicht ausreichen.

Letztendlich erfolgte noch der selbstentwickelte Test auf Zeitung :D ;):

Spiegel mit der geschliffenen Fläche nach oben…:


… und mit geschliffener Fläche nach unten:


Dann wollte ich wissen, wie gut bis jetzt der Spiegel auf der geschliffenen Seite spiegelt. Dazu nahm ich kurzerhand Stathis Schleifworkshop-CD zur Hand :D:
Spiegel mit der geschliffenen Fläche nach oben:


Also in einem flachen Winkel spiegelt der Spiegel schonmal nicht schlecht. :cool:

to be continued…

Gruß,
Tobi

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#12933
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Martin Reck ist in der Nutzergruppe 'Moderatoren'

Das Spiegelschleif-Tagebuch

Tolle Sache Tobi. Ich bin nach Tobi woll der einzige Andromedaner der diesen Spiegel bis her in den Fingern hatte  :-)  :D

Ist echt ne tolle Sache und ich freu ich auf das Endergebniss…
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#12934
Guest user

Re: Das Spiegelschleif-Tagebuch

Hallöchen Tobi!

Hui, ja, echt klasse, diese Spiegelschleifaktion. Hut ab! :)
Und danke für die viel bebilderte "Dokumentation"! Hach, mit so richtig schön vielen Photos, das find ich gut. Außerdem ist sie spannend, informativ, unterhaltend und auch leicht verständlich. Super! :up: *lob* ;)

Möge der Spiegel gelingen und wunderbar funktionieren, auf dass er ein fantasitsches Telesköpchen abgebe! :)
Anna
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#12936
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Andromedaindianer

AW: Das Spiegelschleif-Tagebuch

Ich stoße jetzt erst auf diesen Fred.
Tolle Sache!   :up:

"Zwei Dinge sind unendlich: Das Universum und die menschliche Dummheit,
aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher."

http://www.ferkelprotest.de/
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#13037
Erdling

AW: Das Spiegelschleif-Tagebuch

Hallo Tobi

also wenn ich mir das so anschaue………………………..Spiegeltool her und los.
Aber immer langsam. Ein neuer PC verschlingt schon Summen……

Deshalb wart ich bis zum Androtreffen ab, damit ich dort exklusive Tipps erhalt  :D  :)  ;)

Scleifstaub Grüße und weiter so !!  :up:
Rafael
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