Erste Beobachtungen in der Sternwarte

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Andromedanerin
Hallo zusammen
Ich möchte euch gerne von meinen letzten vier Beobachtungsnächten erzählen. Es waren die ersten in meiner Sternwarte.
Teleskop: Skywatcher PDS 200/1000 mit EQ-5 Montierung
Am 11. Dezember war die Einweihung der Sternwarte. Es war ein tolles Gefühl, einfach das Dach zurückzuschieben, ohne vorher noch lange aufstellen zu müssen.
Es war ein Tag nach Vollmond, also nicht perfekte Beobachtungsbedingungen.
Da ich mir gerade einen OIII-Filter gekauft hatte, wollte ich ihn natürlich gleich ausprobieren. Und an welchem Objekt geht das besser als am Ringnebel? Also wird der Filter reingeschraubt. Doch bei mir ist das alles etwas kompliziert. Für ein 1,25 Zoll Okular brauche ich einen Adapter, der gleichzeichtig auch den Strahlengang recht stark verlängert. Das ist für den Fall, dass man eine Kamera an den OA installieren würde.
Jedenfalls hat dieses Verlängerungsrohr leider kein Filtergewinde. Deshalb habe ich mir einen Adapter mit Filtergewinde gekauft. Allerdings verlängert dieser den Strahlengang nicht genügend und so konnte ich keine Scharfen Bilder sehen.
Also lasse ich das mit dem OIII-Filter und gehe weiter zum Jupiter.
Ich bin natürlich wie sonst auch begeistert von seiner Schönheit.
Dann, um sieben betrachte ich den Mond. Es ist zwar nicht gerade günstig, einen fast vollen Mond ohne Mondfilter zu betrachten, doch mit der Zeit gewöhnt man sich an die wirklich helle Oberfläche des Mondes.
Nun war ich 20 Minuten damit beschäftigt, die verschiedenen Meere und Krater anzuschauen und zu erkennen, wie sie heissen.
Danach will ich den OIII-Filter doch noch ausprobieren und schaue damit die Plejaden an… Ja, ich habe mittlerweile auch herausgefunden, dass bei Sternhaufen OIII-Filter nichts bewirken ;-D
Da ich kalt hatte und am nächsten Tag Schule, ging ich rein in die gute Stube.
Und da kam mir endlich eine Lösung für mein Adapter/Verlängerungs-Problem: Ich schraubte "Rohre", die man bei einer Kamera dazu verwendet den Abstand zwischen Objektiv und Kamera zu verlängern, in den Okularauszug. Und das geht bis jetzt perfekt.

Am 25. Dezember war meine 2. Beobachtungsnacht in der Sternwarte. Es war ein Tag nach Neumond, also perfekt :-)
Meine Schwester leistete mir Gesellschaft und schaute einen Film :D
Ich will den jetzt funktionierenden OIII-Filter am Orionnebel ausprobieren. Zuerst betrachte ich ihn ohne Filter und bin begeistert von ihm. Ich sage es natürlich sofort meiner Schwester, doch die ist nicht wirklich davon überzeugt und fragt, ob das alles ist, was man sieht.
Ich lächelte nur und schraubte den Filter rein. Mir kam er jetzt "unten" (also ich glaube das ist südlich) etwas ausgedehnter vor, aber einen grossen Unterschied erkannte ich nicht.
Nun richtete ich das Teleskop auf M1. Zuerst beobachtete ich den Nebel ohne Filter. Ich sah keinerlei Strukturen, doch ich beobachtete ihn auch nicht sehr lange. Als der Filter eingeschraubt war, blickte ich nochmals durch und sah M1 nirgends mehr. Ich gab auf und schaute stattdessen M78 an.
Das ist ein Reflexionsneblen im Orion.
Zuletzt zeichnete ich noch die Position der Jupitermonde ein. Dann zog ich das Dach wieder zurück und wärmte mich auf.

Einen Tag später, am 26. Dezember, nutzte ich das hervorragende Wetter nochmals.
Um 20.30 Uhr zeichnete ich wieder die Jupitermondstellungen.
Danach versuchte ich NGC 1931 zu finden (ich glaube das ist ein Gasnebel in Auriga)
Doch auf der Suche stiess ich auf M36. Ich war begeistert, denn vorher habe ich schon beim Gedanken an offene Sternhaufen gegähnt. Ich hätte nicht gedacht, dass OS so schön sein können.
Danach versuchte ich weiter NGC 1931 einzustellen, jedoch ohne Erfolg. Also versuchte ich es mit NGC 2024 (Ein Nebel im Orion).
Ich hatte Zeta Orionis im Blickfeld, sah aber nichts. Sogar mit dem Filter sah ich nirgend einen Nebel. Ich gab es irgendwann mal auf und suchte dann den Eskimonebel, doch auch ihn fand ich nicht.
Der Nebel verdichtete sich und ich hatte keine Lust mehr. Also ging ich nach Hause.

Ich war zuerst deprimiert, weil ich einfach nie die Objekte finde, die ich will. Doch dann sagte ich mir, dass das alles (wer den Atlas für Himmelsbeobachter kennt, weiss jetzt wovon ich spreche) Objekte sind mit 2 oder 3 Augen und häufig noch leere Augen. Vielleicht sollte ich zuerst einmal üben, solche mit 5 oder 6 ausgefüllten Augen zu finden.
Also suchte ich mir ein paar Objekte raus - es waren alles offene Sternhaufen.

Gestern, am 14.1., versuchte ich es. Zuerst suchte ich M38. Das ging ruckzuck und ich war richtig glücklich. Auf einmal fand ich OS nicht mehr langweilig, sondern schön.
Um 20.40 wollte ich einen Durchgang Europas vor Jupiter sehen. Doch mit meinem 5mm Okular sah ich nur doppelte, verschmommene Bilder und vor allem musste ich fast auf dem Boden liegen, um in das Okular schauen zu können.
Also ging ich weiter zu M37. Auch diesen fand ich recht schnell und ich war auch von diesem OS begeistert.
Um viertel nach neun ging es weiter mit meinem OS-Marathon. Ich stellte M35 ein.
Dann wollte ich zur Stärkung einen Tee trinken, doch ich brachte die Flasche nicht auf. Also ging ich weiter zu M41. Doch diesen fand ich nicht sehr beeindruckend, da er sehr wenige Sterne enthält.
Da meine Füsse frierten, ging ich rein ins Warme.

Ich hoffe, euch gefallen meine Berichte.
Was ich euch (vor allem den Anfängern) noch sagen möchte: Ihr solltet nicht versuchen, gleich zu Beginn wahnsinnig schwierige Objekte zu beobachten. Das entmutigt einem nur und auf einmal verliert man den Spass.

Liebe Grüsse
Lulu

Irgendwo wartet etwas Unglaubliches darauf,
entdeckt zu werden.
Carl Sagan
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Andromedanerin
Hallo Lulu,
jetzt habe ich deinen Beobachtungsbericht doch glatt übersehen gehabt und erst jetzt gelesen.
Ich finde offene Sternhaufen überhaupt nicht langweilig! Und für den Anfang sind sie auch recht gute Objekte, weil man sie meistens schon im Sucher sieht und so doch leichter findet als z.B. Planetarische Nebel oder lichtschwache Galaxien.
Eine eigene Sternwarte… ich beneide dich! Ich muss erst alles ins Auto räumen, dann mindestens 15 min fahren, dort ausräumen und alles von vorne aufbauen. Und am Rückweg natürlich wieder abbauen. Das braucht doch etwas mehr Überwindung und wenn das Wetter nicht perfekt ist oder man gerade viel zu tun hat, überlegt man es sich dadurch wesentlich öfter, ob man jetzt wirklich beobachten geht oder nicht.

Und das Problem mit dem nicht das gewünschte Objekt finden gehört nun mal dazu, vor allem als Anfänger. Geht mir genauso! Nur nicht aufgeben, und wie du schon festgestellt hast: nicht mit den schwierigsten Objekten anfangen!

Lg, Maria

Whoopie!  Man, that may have been a small one for Neil,  but that's a long one for me. (Pete Conrad, als er am 19. 11. 1969 den Mond betrat)
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Andromedanerin

Mary hat gesagt

Eine eigene Sternwarte… ich beneide dich! Ich muss erst alles ins Auto räumen, dann mindestens 15 min fahren, dort ausräumen und alles von vorne aufbauen. Und am Rückweg natürlich wieder abbauen. Das braucht doch etwas mehr Überwindung und wenn das Wetter nicht perfekt ist oder man gerade viel zu tun hat, überlegt man es sich dadurch wesentlich öfter, ob man jetzt wirklich beobachten geht oder nicht.
Dafür hast du einen dunklen Beobachtungsplatz und ich habe einen, bei dem nebenan eine Lampe brennt =)
Alles hat Vor- und Nachteile.
Liebe Grüsse

Irgendwo wartet etwas Unglaubliches darauf,
entdeckt zu werden.
Carl Sagan
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