20 gegen 120

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Andromedaner
Hallo allerseits,

vor einiger Zeit habe ich mir bei einem ?billig Händler? im Netz einen Satz ED-Okulare gekauft. Da dort auch 60 mm Teleskope mit über sechshundertfacher Vergrößerung verkauft werden, war ich mir nicht so sicher, ob die Okulare (Stückpreis um die 20 Euro) ein Schnäppchen oder ein Griff in die braune Masse waren.
Eigentlich machten sie einen guten Eindruck, aber ein gewisser Zweifel blieb doch schon, auch weil ähnliche um die einhundert Euro kosteten.

Zur HTT ergab sich die Möglichkeit, das mal zu vergleichen. Durch Zufall habe ich einen Besitzer eines 3,8 mm ED Okulars getroffen. Dieses hatte er beim Fachhändler für 120 Euro erstanden. Ein erster Vergleich der Bauform brachte kein Unterschied (bis auf den Aufdruck).

Also rein in meinen C8 Newton und das Rohr zum Himmel gerichtet. M13 als schnell zu findendes Ziel brachte keinen erkennbaren Unterschied. Eine leichte Komabildung am Rand trat bei beiden auf. Das kann aber auch an meinem  Spiegel liegen.

Also musste was anderes zum Test herangezogen werden. Die Wahl  fiel auf Epsilon  Lyra. Jetzt traten doch Unterschiede auf. Das eine Okular konnte das eine Pärchen trennen, bei dem anderen konnte man ahnen, dass es sich um zwei Sterne handelte.

Da im Dunkeln beide Okulare mehrere Male getauscht wurden, wusste natürlich keiner mehr, welches was war. Also das Bessere genommen und zur Lampe gelaufen.

Das 20 Euro Okular hatte gewonnen ?

HUK
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#24385
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Astrofrüchtchen

AW: 20 gegen 120

Hm… das heißt ja, es gibt doch noch Dinge für meinen Geldbeutel :D
Danke für den Bericht, vielleicht kannst du ja auch noch verraten, welcher Anbieter das war ;)
Gruß Sabrina

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Martin Reck ist in der Nutzergruppe 'Moderatoren'

AW: 20 gegen 120

Hallo Hans-Ulrich,

die Art und Weiße deines Okulartest finde ich nicht schlecht. Zudem hat man einen kleinen Überraschungseffekt am Ende des Tests. Ich danke dir für deinen Bericht :)

War sehr interesannt :)

Gruß,
Martin
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Tobi ist in der Nutzergruppe 'Moderatoren'

AW: 20 gegen 120

Hallo Hans-Ulrich,

das dürfte mit höchster Wahrscheinlichkeit an den chinesischen Qualitätsschwankungen gelegen sein, denn die Okulare bzw. die Linsen stammen aus dem gleichen chinesischen Werk wobei lediglich die Bedruckung auf dem Okular unterschiedlich ist.
Man muss nur mal ein bisschen sich umhören, was die Kollegen da im fernen China produzieren und schon stellt es einem die Nackenhaare. Man hört da hin und wieder von nicht auspolierten Linsen und sogar kaputten Linsen in Okus, die nach Deutschland und den Rest der Welt verschifft wurden.

Die Verarbeitung bei diesen "silber EDs" ist sowieso miserabel - man beachte nur einmal bei der 3,8mm Version das eingebaute Barlowelement (das wird benötigt, damit man mit seinem Auge bei knapp 4mm Brennweite nicht ins Okular kriechen muss)… die Linsen des Barlowelements sind nicht auf voller Fläche poliert. Fazit: Richtig derbes Streulicht, was sich besonders bei der Betrachtung heller Objekte niederschlägt und den Kontrast richtig in den Keller drückt. Da kann man sich gleich die Bierflasche vom letzten Trinken mit Kumpels hernehmen, den Flaschenboden heraus trennen und auf 1,25" anpassen…

Das zeigt, dass wohl die Entwickler dieser Okulare keinerlei Ahnung von der praktischen Beobachtung haben bzw. einfach nur was günstig kopiert haben, so wie es mit Chinaware IMMER der Fall ist. Ich denke hier an die Celestron X-Cels…

Übrigens ist ein 3,8er Okular ab einem Öffnungsverhältnis von etwa f/7 (bei einer perfekten Optik) eine reine Leervergrößerung, welche das Bild dunkler und trüber macht und nicht mehr an Auflösungsvermögen und Detailgewinn bringt - an Chinaröhren mit Durchschnittsqualität sowieso nicht, da sehe ich ca. f/5.5 als Grenze.


Fazit: Lieber nur ein wirklich gutes als einen Satz schlechter Okulare. Und: Ein Gutes muss nicht unbedingt Nagler heißen.

Gruß,
Tobi

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Andromedaner

AW: 20 gegen 120

Interessanter Test, Hans-Ulrich. :up:

Und: Ein Gutes muss nicht unbedingt Nagler heißen.
Da stimme ich dir zu. Es gibt auch andere Typen die gut sind.
Ich sag da mal, dass es für jeden Zweck verschiedene, gute Okus gibt und nicht alle für alle gut sind.

*** ich bin nur ein Platzhalter ***
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Tobi ist in der Nutzergruppe 'Moderatoren'

AW: 20 gegen 120

Johannes_H hat gesagt

Ich sag da mal, dass es für jeden Zweck verschiedene, gute Okus gibt und nicht alle für alle gut sind.
Ich sehe das Nagler schon ein bisschen als Universalokular. Die Typ6-Nagler haben eine derart scharfe Abbildung auf der optischen Achse, dass sie ohne Probleme mit orthoskopischen Optikdesigns gleichziehen können. Selbst die 7 Linsen in 4 Gruppen der Typ6-Nagler bedeuten keine Einbußen gegenüber den Orthos - dank einer sehr guten Vergütung und exzellenter Linsenverarbeitung sind die Typ6-Nagler auch perfekt für Doppelsterntrennung und Planetenbeobachtung geeignet. Dies alles ist dann noch mit einem 82° großem scheinbaren Gesichtsfeld und einem brauchbaren (nicht perfekten!) Augenabstand für nicht-Brillenträger kombiniert.
Aber auch die Nagler sind nicht das Maß aller Dinge… Das Naglerdesign gepaart mit der Verarbeitungsqualität und insbesondere den Vergütungen von Pentax würde das Maß aller Dinge bedeuten. Leider aber spart TeleVue gerade ein bisschen Geld an den Vergütungen ein, was an sich sehr schade ist.

Viele Grüße,
Tobi

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Andromedaner

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Hallo Tobias,

> das dürfte mit höchster Wahrscheinlichkeit an den chinesischen
> Qualitätsschwankungen gelegen sein, denn die Okulare bzw. die
> Linsen stammen aus dem gleichen chinesischen Werk

Das sehe ich auch so. Dass ist ja auch der Grund warum ich den Preis mit ins Spiel gebracht habe. Gibt der Dir nicht zu denken?

> Man hört da hin und wieder von nicht auspolierten Linsen und sogar
> kaputten Linsen in Okus, die nach Deutschland und den Rest der Welt
> verschifft wurden.

Das ist doch nicht nur dort so. Frage mal, wie viele PST wieder zurück gehen. Wenn Du den Gedanken weiterspinnst, landest Du beim deutschen Gammelfleisch.

> Die Verarbeitung bei diesen "silber EDs" ist sowieso miserabel

Kann ich eigentlich nicht bestätigen. Alle Linsen sind OK.

> Das zeigt, dass wohl die Entwickler dieser Okulare keinerlei Ahnung
> von der praktischen Beobachtung haben bzw. einfach nur was günstig
> kopiert haben ?.

Das haben wir von den Japanern auch gesagt, bis dann deren Produkte besser als die hiesigen waren.

> Übrigens ist ein 3,8er Okular ab einem Öffnungsverhältnis von etwa
>  f/7 (bei einer perfekten Optik) eine reine Leervergrößerung ?

3,8 mm ergeben bei meinen C8 eine Vergrößerung von 260. Das sollte wohl ein 200 mm Spiegel schaffen.

> Fazit: Lieber nur ein wirklich gutes als einen Satz schlechter Okulare.

Keine Sorge, den habe ich auch noch. Allerdings habe ich mit dem 3,8 mm Okular die Teilung beim Saturn fast umlaufend (bei sehr guten Bedingungen am 11.05.06 hier im Bord schon beschrieben am 12.05.) gesehen.  So schlecht können sie wohl nicht sein.

HUK
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Erdling

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Pentax würde ich als sehr sehr gute Okular empfinden (auf für Brillenträger und Im Okubetrieb), da natürlich 1 A Vergütet und gearbeitet sind noch dazu aber, wie ich finde, das Naglerdesign übertreffen !

Allerdings hat jedes ihren Preis……….und das Gewicht finde ich bei nagler und Pentax sehr Störend ! Warum keine Karbonbauweise beim Okularmantel ?!! (kommt genauso teuer/billig)

Wenn du 20 euro so locker machen willst, würde ich sie mir holen………denn Geld ist ja auch immer ne Frage…..
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Andromedaner

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Hallo allerseits,

jetzt haut es mich fast vom Hocker. Ich wollte Sabrina den Link schicken (es gab übrigens zwei Anbieter in dem Preissegment), aber der eine hat sie nicht mehr und beim anderen kosten sie jetzt knapp 50 Euro. Es lebe die freie Marktwirtschaft ?

HUK
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Astrofrüchtchen

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Hans_Ulrich hat gesagt

aber der eine hat sie nicht mehr und beim anderen kosten sie jetzt knapp 50 Euro.

:boing: Nein, Spaß ;)
Da hattest wohl noch Glück ;)

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Andromedaner

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skygecko hat gesagt

Pentax würde ich als sehr sehr gute Okular empfinden (auf für Brillenträger und Im Okubetrieb)
Kann ich enebfalls nur bestätigen, das sind super Okus, nur die Randunschärfe lässt bei f/5 zu wünschen übrig. Ja, ich weiß, ganz verhindern lässt sich die bei so hoch geöffnet nicht, aber bei den Pentax war die schon extrem störend. Leider hatte ich noch keine Nagler im direkten Vergleich zur Hand.

@ Tobi: Richtig, aber um die Sonne zu projezieren würde ich keine Nagler nehmen, auch wenn ich nicht weiß, wie das da mit der Verkittung aussieht. ;) (ist aber auch mein einzister vorstellbarer Nicht-Anwendungsbereich ;) )

*** ich bin nur ein Platzhalter ***
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Tobi ist in der Nutzergruppe 'Moderatoren'

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Hans_Ulrich hat gesagt

3,8 mm ergeben bei meinen C8 eine Vergrößerung von 260. Das sollte wohl ein 200 mm Spiegel schaffen.
Also ich weiß zwar nicht was für ein seltsames C8 du hast, aber in der Regel haben die 2000mm Brennweite (verwendest du vielleicht einen Reducer/Kompressor?). Das wäre eine 526x Vergrößerung bei 200mm Öffnung.
Trotzdem haben wir wie gesagt noch dieses nicht auspolierte Barlowelement…

skygecko hat gesagt

entax würde ich als sehr sehr gute Okular empfinden (auf für Brillenträger und Im Okubetrieb), da natürlich 1 A Vergütet und gearbeitet sind noch dazu aber, wie ich finde, das Naglerdesign übertreffen !
Kommt eben darauf an, was man unter "übertreffen" versteht. Ich verstehe darunter ein großes Gesichtsfeld, welches auch bei möglichst schnellen Optiken sauber abbildet. Die Pentax mögen zwar annährend so sauber wie die Nagler abbilden aber sie tun es nicht. Meines Wissens sind die Nagler für etwa f/4.5 und die XWs für f/6.7 gerechnet, wobei noch der kleine Unterschied im scheinbaren Gesichtsfeld besteht. Hinzu kommt der persönliche Eindruck… Ich z.B. kanns nicht haben, wenn ich beim Blick durch ein Okular den Gesichtsfeldrand sehe. Panoptic bzw. die XWs sind ja auf das voll wahrnehmbare Gesichtsfeld des Auges optimiert, aber noch lang nicht beim Blick durchs Okular "gesichtsfeldrandfrei". Während ich von einem Sternwartenkollegen gehört habe (der bervorzugt auch die XWs), dass er ein möglichst ruhiges Bild mit dem Gesichtsfeldrand als "Anker" bevorzugt, gibt es eben solche Nagler-Fanatiker, die den ultimativen Abbildungskick ohne Gesichtsfeldrand brauchen…
Daher sei es jedem selbst überlassen, was er denn nun von der High Of Society der teuren Okulare bevorzugt.

Bei den Pentax finde ich eben die Vergütungen, sowie die Mechanik und die Ideen echt klasse, wobei mich aber wie gesagt das Naglerdesign schwach macht. Wie wäre es mit einer neuen Marke? "PentVue" oder so etwas ;)

skygecko hat gesagt

Warum keine Karbonbauweise beim Okularmantel ?!! (kommt genauso teuer/billig)
Weil der größte Teil bei den dicken Granaten aufs Glas und nicht aufs Metall geht. Karbon wäre außerdem sehr wohl teurer - erinnert mich an Karbongestänge für Gitterrohrdobsons… das kann schonmal vielleicht 10x teurer kommen. Hinzu kommt die Verarbeitung, welche bei Metall einfacher zu bewerkstelligen ist (nur schon alleine der Aspekt, dass die Okular-Bearbeitungsindustrie auf Metall ausgelegt ist).

Viele Grüße,
Tobias

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Erdling

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Pentvue……..das wär echt was !!!

Naja, Karbon hat sich auch verbilligt, aber es dürfte trotzdem teurer kommen…….
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Andromedaner

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Hallo Tobias,

> Also ich weiß zwar nicht was für ein seltsames C8 du hast ?

Also ich weiß zwar nicht wie Du liest, aber schaue doch mal in meinen ersten Beitrag. Da steht doch etwas von einem C8 Newton. Diese Newton haben entweder 1000 oder 1200 mm Brennweite. Ein 2 Meter langes Rohr sieht zwar gewaltig aus, ist aber doch etwas unhandlich.

HUK
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Tobi ist in der Nutzergruppe 'Moderatoren'

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Hallo Hans-Ulrich,

ich habe wohl nur C8 gelesen und das C8 ist unter den Hobbyastronomen ein 8" Schmidt-Cassegrain von Celestron, was wohl jeder hier bestätigen kann. Das hat 8" Öffnung und 2000mm Brennweite (f/10).

Viele Grüßle,
Tobi

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Andromedaner

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Hallo Tobias,

> ich habe wohl nur C8 gelesen ?

Da bist Du nicht der Erste (und wahrscheinlich auch nicht der Letzte) der das überließt. Die korrekte Bezeichnung (gemäß Typenschild) ist C8N. Ich schreibe das N nun schon immer als Newton aus, aber es hilft nichts. Es wird einfach überlesen. Der Begriff des C8 scheint zu fest als Schmidt-Cassegrain verhaftet zu sein.

HUK
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