kleine Galaxientour und mehr

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Andromedanerin
Hallo zusammen
Das Wetter hat es wieder einmal gut gemeint und mir (und hoffentlich auch andern) zwei wunderbare Beobachtungsnächte über Pfingsten geschenkt.
Ich möchte euch gerne von meinen Pfingstbeobachtungen erzählen.
Aurüstung: Newtonteleskop mit 200mm Spiegeldurchmesser und f/5
Zuerst die schlechtere Nacht. Es war die Nacht vom 25. auf den 26. Mai 2012. Ich war überhaupt nicht vorbereitet und müde, weshalb es nicht erstaunt, dass der Erfolg nicht sehr gross war.
Um halb eins hatte ich in der sternwarte alles soweit eingerichtet und richtete mein Teleskop gegen M57 (Ringnebel) - Ich wollte endlich meinen OIII-Filter ausprobieren. Mit 100facher Vergrösserung und wie schon gesagt dem OIII-Filter erkannte ich eine "Abplattung" sowie an der Nord- und Südseite ausgefranste Ränder. Ich erkannte weder Farben noch eine Ringstruktur. Allerdings nahm ich mir auch nicht viel Zeit, denn schon zwanzig Minuten später (von diesen 20 Minuten schaute ich das Objekt vielleicht 10 - 15 min an) ging ich zum nächsten Objekt über.
Ich war total überrascht, dass man in unserer hügeligen Landschaft den Skorpion sieht. Also wird das Teleskop natürlich auf ein Objekt im Skorpion gerichtet: M4 (ein Kugelsternhaufen). Leider kann ich nicht sagen, ob und wie weit hinein ich den Haufen auflösen konnte, da ich das einfach nicht so richtig erkenne… Ich erkannte aber, dass der Kern balkenförmig war.
Von 1.00 bis 1.10 Uhr versuchte ich, NGC 6633 (offener Sternhaufen) zu suchen, doch ich gab es rasch auf…
Um 1.15 wollte ich den Nordamerikanebel anschauen. Diesen habe ich schon letztes Jahr versucht einzustellen, doch ich habe nur einen eher sternenarmen Fleck gesehen. Ich bekam dann den Tipp, nach dem kleinen Orion Ausschau zu halten. Dies tat ich nun auch und schliesslich fand ich ihn. Vom Nordamerikanebel war allerdings keine Spur. Ich sah nur wieder diesen sternenarmen „Fleck“ (auch wenn einige mir gesagt haben, dass das nicht richtig ist, weil der Nordamerikanebel in einem sternenreichen Gebiet liegt).
Auch mit dem OIII-Filter erkannte ich ihn nicht, doch mittlerweile war meine Adaption futsch, weil das Licht der Nachbarn gerade angezündet worden war.
Grosse Ausdauer habe ich bei der Suche nach dem Nebel nicht gezeigt, denn etwa mehr als die Hälfte der Zeit schaute ich nicht durch das Teleskop, sondern sonst wo hin…
Um zwanzig vor zwei richtete ich mein Teleskop auf irgendeinen Fleck der Milchstrasse und schaute sie mit meinem 28mm Okular an – einfach herrlich!
Zehn Minuten später wollte ich dann nochmal meinen OIII-Filter ausprobieren und richtete das Teleskop auf IC1396 (im Sternbild Kepheus). Doch nach zehn Minuten gab ich die Suche schon auf…
Nun verging mir endgültig die Lust und um 2.00 Uhr räumte ich zusammen.

Am selben Tag ging ich um 21.20 Uhr wieder in die Sternwarte, um Wespennester zu entfernen. Als die „Mission“ beendet war, gönnte ich mir einen kleinen Spaziergang auf dem Mond. Bei diesen Bildern ist man doch immer wieder neidisch auf all die Apollo-Astronauten…
Dann ging ich nach Hause und plante meine Beobachtungsnacht. Schliesslich sollte die nicht wieder so eine Pleite werden wie die vorherige.
Um viertel vor eins (mittlerweile war schon der 27.5.) ging ich nach draussen und stellte M81 und M82 ein. Mit meinem 28mm-Okular hatte ich beide Galaxien im gleichen Gesichtsfeld. Später versuchte ich auch, diesen Anblick zu zeichnen, doch ich bin wohl ein hoffnungsloser Fall…
Von ca. 0.50 Uhr bis um 1.40 Uhr betrachtete ich M81. Ich erkannte (mit dem 28mm-Okular) zwei Vordergrundsterne und die Nord-Süd-Ausdehnung der Galaxie. Als ich mit dem 10mm Okular beobachtete, dachte ich, ich sähe die Ausdehnung noch einmal etwas klarer und die Galaxie wäre grösser als das Gesichtsfeld. Wahrscheinlich habe ich mir das allerdings auch eingebildet.
Um viertel vor zwei war dann M82 an der Reihe. Mit dem 28mm-Okular schien sie recht klein, doch ich erkannte, dass man die Galaxie von der Seite sieht. Ausserdem erkannte ich eine West-Ost-Ausdehnung.
Ich fand M82 weniger diffus als M81. Ich erkannte bei M82 weniger deutliche Helligkeitsunterschiede als bei M81.
Ich betrachtete die Galxie noch bis ca. 2.30, doch ich erkannte keine weiteren Strukturen.
Um 2.50 Uhr war das Teleskop gegen M94 (Galaxie) gerichtet. Ich erkannte eine NW-SO-Ausdehnung, ansonsten keine Details. Anfangs erinnerte mich M94 ein bisschen an einen Kugelsternhaufen. Ich beobachtete die Galaxie bis um 3.10 Uhr, dann ging ich nach Hause.
Ich habe aus diesen zwei Beobachtungsnächten etwas ganz wichtiges gelernt, nämlich, dass man (oder besser gesagt ich) nie unvorbereitet beobachten sollte, da nicht viel schlaues dabei rauskommt.
Ich hoffe, dieser Beitrag war nicht zu lang, sonst einfach sagen und ich kürze ihn.
Liebe Grüsse
Lulu

Irgendwo wartet etwas Unglaubliches darauf,
entdeckt zu werden.
Carl Sagan
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Etz´red i!
Peter Maier ist in der Nutzergruppe 'Moderatoren'
Hi Du,

danke für den schönen und ausführlichen Beobachtungsbericht! :up:

Der Nordamerikanebel ist leider kein einfaches Objekt aufgrund seiner Ausdehnung und der relativ geringen Flächenhelligkeit, mit 8 Zoll aber durchaus machbar! Mit dem "kleinen Orion" hast du schon mal einen sehr guten Ausgangspunkt. Wenn du diese Konstellation zweifelsfrei ausfindig gemacht hast, dann wechsle zu einem möglichst weitwinkligem Okular mit geringer Vergrößerung. Dann solltest Du zumindest ansatzweise um den kleinen Orion herum die "Bucht von Mexiko" erkennen, den mit Abstand hellsten und deutlichsten Teil des Nebelkomplexes. Ich selbst benutze immer einen UHC-Filter - der wirkt sich enorm aus!
Grundvoraussetzung für die erfolgreiche Beobachtung ist auf jeden Fall ein guter, d.h. vor allem dunkler Himmel. Bereits mäßige Lichtverschmutzung durch Stadtlicht/Mond oder geringe Dämmerungseinflüsse können die Beobachtung bereits unmöglich machen.

Übrigens: Einfacher und interessanter finde ich den ganz in der Nähe liegenden Cirrus-Nebel! Der "Sturmvogel" oder die "Knochenhand" sind schöne und äußerst detailreiche Objekte! :)

Das Galaxienpaar M81/82 ist immer einen Blick wert! Vor allem die irreguläre M82, die fälschlicherweise oft als edge-on-Galaxie bezeichnet wird, ist interessant: Bei gutem Himmel und hoher Vergrößerung zeigt das Zentrum doch eine interessante Struktur…

weiter viel Erfolg,

Peter

Last edit: by Peter Maier

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Andromedanerin

Lulu hat gesagt

Ich hoffe, dieser Beitrag war nicht zu lang, sonst einfach sagen und ich kürze ihn.

Nein, auf keinen Fall! Ich finds toll, dass du so einen ausführlichen Bericht schreibst! Wenn du ihn kürzt, gehen ja die ganzen interessanten Details verloren!

Whoopie!  Man, that may have been a small one for Neil,  but that's a long one for me. (Pete Conrad, als er am 19. 11. 1969 den Mond betrat)
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