Test: Orion 1,25" ZS

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Tobi ist in der Nutzergruppe 'Moderatoren'
Hallo Zusammen,

vorhin habe ich einen 1,25" Zenitspiegel getestet. Ich war auf der Suche nach einem optisch brauchbaren 1,25" Zenitspiegel für den Pentax 75 SDHF, da ich mit dem 10mm Speers Waler sowie meinem 9mm Fadenkreuzokular nicht mit dem 2" Lumicon LumiBrite Zenitspiegel in den Fokus kam.

Ich muss schon sagen, dass die Auswahl an 1,25" Zenitspiegeln nicht gerade riesig ist. Besonders schwer wird es, einen brauchbaren Zenitspiegel für eine bezahlbare Summe an Euros zu erwerben. Entweder gibt es einerseits die billigen Plastikgehäusezenitspiegel für ein paar Mücken oder eben die richtig teuren Teile von den astronomischen "Luxusherstellern"… dann aber stieß ich auf ein Mittelding. Der Astrohändler versprach auf seiner Homepage eine gute optische Leistung, eine gute Oberfläche, eine brauchbare Reflektivität, Metallgehäuse sowie eine gute Verarbeitung.

Kurzerhand wurde der 1,25" Zenitspiegel von Orion Optics USA geordert. Das Teil kam heute wohlerhalten an. Verpackt ist er in einer kleinen weißen Schachtel und zusätzlich in einem kleinen Plastikbeutel. Die Verpackung ist stabil und ausreichend.


Der Orion Optics USA 1,25" Zenitspiegel


Der Zenitspiegel - Merkmale, Preis und technische Daten
Der Händler bewirbt den Orion USA 1,25" Zenitspiegel mit Dingen wie ein Metallgehäuse, 91% Reflektivität, einer 1/10 Lambda Oberflächengenauigkeit sowie einer sehr guten Innenausschwärzung mit verbautem Blendensystem. Zusätzlich ist der Zenitspiegel Made in Japan.

Preislich gesehen ist dieser Zenitspiegel im Mittelfeld anzusiedeln. Je nach Händler kostet der Zenitspiegel zwischen 70 und 80 Euro.

Ausgeliefert wird der Zenitspiegel mit zwei durchsichtigen Verschlußkappen und ist mit einer Klemmschraube ausgestattet. Leider ist kein Messingspannring vorhanden. Konstruktionstechnisch ist der Zenitspiegel gut durchdacht. Die Verarbeitung des Zenitspiegels ist durchaus gelungen.


Optische Details
Zuerst wollte ich wissen, inwiefern der Zenitspiegel justiert ist bzw. wie genau justiert er ist. Dazu steckte ich in den Okularauszug meinen justierten Laserkollimator und verwendete ein verspiegeltes Planglas dazu um nach dem Prinzip der Autokollimation die Justierung des Zenitspiegels zu überprüfen.
Das Ergebnis ist erschreckend und bedarf keiner weiteren Beschreibung. Bilder sagen schließlich mehr als tausend Worte.


Der Orion Zenitspiegel ist leider schlecht justiert. Der rote Laserpunkt müsste bei einem justierten Zenitspiegel exakt in das Loch "fallen".


Auf der Suche nach der Ursache der schlechten Justage
Nach diesem eher ernüchternden Ergebnis begab ich mich auf die Suche nach der Ursache dieser extrem schlechten Justage und wurde an der Rückseite des Spiegelkastens fündig. Die Rückseite besteht aus einem Metalldeckel mit einem Aufkleber, welcher u.a. den Hersteller und das Herstellerland enthält.
Am Spiegelkasten fand ich eine kleine Schlitzschraube, welche ich mit einem feinen Schraubendreher (1,5mm) einige Drehungen löste und so den Deckel abnehmen konnte.


Der Deckel am Ende des Spiegelkastens enthält Informationen u.a. zum Hersteller und dem Herstellungsland.

Darunter, also unter diesem Deckel stieß ich auf Watte, welche wohl als Dämpfungsmaterial dienen und den Fangspiegel in Position halten soll.


Unter dem Deckel befindet sich Watte als Dämpfungs- und Füllmaterial

Gut, ich dachte mir nicht weiter etwas und zog die Watte langsam heraus. Darunter folgte dann der nächste Schock bezüglich dem Produkt. Der verbaute Planspiegel ist nicht gefasst und justierbar, sondern ist einfach nur an den Seiten mit einer Art Silikon - welches wie Kaugummi ausschaut - befestigt.


Die "Fassung" des Planspiegels.

Der Planspiegel ist somit nicht justierbar und daher werde ich erst gar nicht das Teil an meinem Pentax praktisch testen. Ich habe genug gesehen und dieses absolut feine Sahnestück geht zurück zu meinem Händler - inklusive dem Bild vom Justagezustand.


Fazit
Für dieses Geld ist dieses Produkt die reinste Schweinerei. So gesehen ist der Zenitspiegel zwar gut verarbeitet, aber sicherlich könnte man für 70 bis 80 Euro schon mehr erwarten. Der Zenitspiegel ist absolut nicht zu empfehlen.


Viele begeisterte Grüße,
Tobi

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Astrofrüchtchen

AW: Test: Orion 1,25" ZS

Aua, das ist ganz schön heftig! Also selbst für 80? ist das etwas zu gewagt.

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Falko ist in der Nutzergruppe 'Administratoren'

AW: Test: Orion 1,25" ZS

Hallo Tobi,

ist ja echt unglaublich, was sich die Macher da haben einfallen lassen. Ich dachte ich sehe nicht recht, als ich die Watte und das Kaugummi artige Zeugs sah :rolleyes: Wirklich schade, dabei machte er doch auf den ersten Blick einen ganz guten Eindruck. Einzig verwundernd fand ich die Bauform und die Okularklemmung störte. Auch das verbaute Blendensystem hörte sich ganz gut an. Einzige Frage die sich mir da stellt. Brauch man sowas wirklich in einem Zenitspiegel?

Tobi hat gesagt

…, da ich mit dem 10mm Speers Waler sowie meinem 9mm Fadenkreuzokular nicht mit dem 2" Lumicon LumiBrite Zenitspiegel in den Fokus kam.
War dein LumiBrite nicht schon recht kurzbauend? Oder liegt der Fokus jetzt weiter draußen? Wie wäre es dann mit einer Verlängerungshülse?

Gruß
Falko
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Andro-Jesus

AW: Test: Orion 1,25" ZS

Falko hat gesagt

War dein LumiBrite nicht schon recht kurzbauend? Oder liegt der Fokus jetzt weiter draußen?
Die Frage würde mich jetzt auch interessieren.

Allgemein kann man aber sagen, dass der markt für 1 1/4" Zenitspiegel rar mit brauchbaren Produkten gesät ist. gerade wenn man höhere Ansprüche für die visuelle Beobachtung stellt wird man kaum fündig. Ich bin selber gerade am suchen, aber es gibt wirklich nicht viele, die ansprechend aussehen.

Gruß,
Christian

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Tobi ist in der Nutzergruppe 'Moderatoren'

AW: Test: Orion 1,25" ZS

Falko hat gesagt

Einzig verwundernd fand ich die Bauform und die Okularklemmung störte.
Die Okularklemme ist ausnahmsweise ganz brauchbar. Diese hinterlässt (so gut wie) keine Spuren.

Falko hat gesagt

Auch das verbaute Blendensystem hörte sich ganz gut an. Einzige Frage die sich mir da stellt. Brauch man sowas wirklich in einem Zenitspiegel?
Eine sehr gute Frage. Ich denke schadens kann es auf jeden Fall nicht. Schließlich sind in fast jedem Refraktor Streulichtblenden verbaut und es ist meiner Meinung nach kein Fehler, wenn da direkt vor dem ersten "nicht-Teleskopoptischen-Element" ein Blendensystem sitzt. Dem Kontrast und somit der Streulichtunterdrückung schadet es auf keinen Fall.
Soweit ich informiert bin, werden in manchen Schmidt-Cassegrains ebenfalls im Tubusinnern - welches im Okularauszug endet - Streulichtblenden verbaut. So manch Newton-Okularauszug besitzt auch mind. eine verbaute Blende.

Falko hat gesagt

War dein LumiBrite nicht schon recht kurzbauend? Oder liegt der Fokus jetzt weiter draußen? Wie wäre es dann mit einer Verlängerungshülse?
Der 2" LumiBrite ist kurzbauend, aber ein 2" Zenitspiegel reicht nun einmal nicht aus, um mit den genannten Okularen in den Fokus zu kommen. Daher muss ich zu einem 1,25" Zenitspiegel greifen.

Christian hat gesagt

gerade wenn man höhere Ansprüche für die visuelle Beobachtung stellt wird man kaum fündig.
Ach, das sehe ich nicht unbedingt so. Optisch und mechanisch exzellente und gut verarbeitete 1,25" Zenitspiegel/-prismen gibt es schon - nur haben die ihren Preis.

Viele Grüße,
Tobi

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Andro-Jesus

AW: Test: Orion 1,25" ZS

Ach, das sehe ich nicht unbedingt so. Optisch und mechanisch exzellente und gut verarbeitete 1,25" Zenitspiegel/-prismen gibt es schon - nur haben die ihren Preis.


Stimmt schon, aber es gibt nen rießen Bodensatzt an solchen, die ich persönlich für einen Kauf nicht in betracht ziehen würde.

ber ich schätze das ist überall mehr oder weniger so.
Und Ausnahmen bestätigen ja bekanntlich die Regel.

Gruß,
Christian

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