AW: Das Spiegelschleif-Tagebuch

:remo:

Re: Das Spiegelschleif-Tagebuch

Ein sehr schöner Thread und eine tolle Idee. Ich wünsche dir weiterhin viel Spaß und Erfolg damit und freue mich auf mehr :-).

AW: Das Spiegelschleif-Tagebuch

13.08.2005:

Nach ca. 3 Monaten Karbokornpause ging's mal wieder ein bisschen vorwärts mit dem Spiegelchen.
Heute schloss ich die Schleiferei mit dem 15? Microgrit ab. Insgesamt schliff ich rund 90 Minuten mit dem 15er Microgrit, wovon etwa 30 Minuten davon heute fällig waren.
Nach einer ordentlichen Reinigung meiner Arbeitsfläche (d.h. alte Tischabdeckungen gegen Neue austauschen etc.), welche etwa 30 Minuten dauerte, ging es mit dem 9? Microgrit weiter.

Gleich am Anfang markierte ich noch ein großes Pit (ein größeres "mikroskopisches" Loch im Spiegel) am Rand, um dann zu sehen, wann das 9er Microgrit durch ist. Bisher schliff ich etwa 30 Minuten mit dem 9? Microgrit. Das Pit ist schon fast verschwunden und der Spiegel wurde schon einiges durchsichtiger. Zuvor war es wie Milchglas, nun kann man schon recht gut durch ihn hindurchschauen .
Innerhalb der 30 Minuten schliff ich 4x TOT (Tool On Top = Werkzeug oben) und 4x MOT (Mirror on Top = Spiegel oben), um den Spiegel gleichmäßig mit den 9er Microgrit zu bearbeiten.
Ich denke, dass ich etwa nochmal 30 bis 60 Minuten mit dem 9er Microgrit benötige und ich dann endlich mit schleifen fertig bin!

Dann geht's mit dem Polieren weiter, um dem Spiegel das Finish zu verpassen. Den Foucaulttester muss ich mir allerdings noch bauen (morgen?!).

Gruß,
Tobi

AW: Das Spiegelschleif-Tagebuch

14.08.2005:

Heute schliff ich mit dem 9? Microgrit noch 3x MOT und 3x TOT (je 3 Minuten) und war dann mit schleifen entgültig fertig. Ich bestimmte mit der Lampenreflexmethode nochmal die Spiegelbrennweite… 1250mm, passt .

Der komplette Schleifaufwand bestand aus 9,5 Stunden reiner "Karbokornquälerei":
Karbo 80: ~ 4,5h
Karbo 180: ~ 1,0h
Karbo 360: ~ 1,5h
Microgrit 15?: ~ 1,5h
Microgrit 9?: ~ 1,0h

Somit ist das Schleifen beendet!    

Nun gehts weiter mit dem Polieren…

Erstmal muss man mit dem Pech eine Pechhaut gießen. Ich zweckentfremdete dazu eine ausrangierte Kaffeemaschine als Herdplatte. Man sollte nicht gerade bei seiner Mum das Pech auf der Herdplatte schmelzen, da das schon eine ordentliche Sauerei gibt .
Ich gab das Pech in ein kleines Töpfchen und machte das Zeugs auf der Heizplatte der Kaffeemaschine flüssig. Zwischenzeitlich nahm ich mein Schleiftool, reinigte/entfettete die Toolseite mit einem Wattebausch und Spiritus und umrandete den Rand mit Tape. Das Pech war nach etwa 10 Minuten schön flüssig und ich goss das Zeugs in die vorgesehene Form.
Ich wartete dann einige Sekunden, zog das Tape ab und drückte mit einer Stahlstange ein unregelmäßiges (es MUSS unregelmäßig sein!!!) Viereckmuster in das noch nicht erstarrte Pech.

Schnell nahm ich den Spiegel her, legte ihn aufs Pech. Diese Methode nennt man "Warmpressen" und es soll erreicht werden, dass sich das Pech der Form des Spiegels anpasst. Warmpressen deshalb, weil man das Pech immer wieder in warmen Wasser erwärmt und so anpassungsfähig macht. Mit Druck passt sich das Pech eben immer mehr dem Spiegel an.
Anstatt meine Muskelkraft an der Sache zu verschwenden, stellte ich einfach einen Kasten Bier oben auf den Spiegel. Diese etwas abgewandelte Methode des Warmpressen nenne ich einfach mal "Alkpressen" .

Naja gut… einige Minuten später…
das Pech war kalt und ich wollte den Spiegel abnehmen, um das Pech zu erwärmen. Irgendwie wollte der Spiegel nicht ab und schien wie angeklebt zu sein. mit einem Heißluftföhn schaffte ichs letztendlich, den Spiegel zu befreien, doch nun hatte ich ein Riesenproblem: Das ganze Pech klebte an der geschliffenen Spiegelseite und ließ sich nicht ohne Weiteres entfernen!      
Ich dachte schon: "Na toll… das war's!" aber ich kam wieder auf den Heißluftföhn und versuchte ca. 2 Stunden lang das Pech mit dem Heißluftföhn vom Spiegel zu bekommen.
Das funktionierte, aber es blieben Rückstände zurück - und ich war schon wieder am Aufgeben.  

Doch dann die rettende Idee: Teerentferner! :]
Schnell ging ich in die Werkstatt und holte eine ziemlich leere Dose Teerentferner her, wie er z.B. an Autos angewendet wird.
Ein bisschen sprühte ich auf den Spiegel und das Pech löste sich auf.
Mit dem Teerentferner bekam ich den Spiegel wieder bis aufs letzte bisschen Pech wieder sauber .

Zwischenzeitlich lag das Schleiftool mit der Pechhaut in der Tiefkühltruhe, damit das Pech hart wird und sich wieder vom Tool mit einem Schraubenzieher ablösen lässt. Das klappte dann auch wunderbar und ich konnte das Pech für eine neue Pechhaut verwenden.

Natürlich stellen sich die aufmerksamen von Euch nun die Frage: "Und was hat er nun mit der Pechhaut falsch gemacht?"
Die Antwort ist ganz einfach:
Ich gab nach dem Gießen der Pechhaut nicht das Poliermittel auf die Pechhaut. Dadurch klebte der Spiegel mit der Pechhaut zusammen!

Also:
-Pech erhitzen
-Tool mit Spiritus oder Hochprozentigem entfetten/reinigen
-Form auf dem Tool erstellen (Tape, Pappe,…)
-Pechhaut gießen
-ungleichmäßige Vierecke in die Pechhaut drücken (mit einer Stahlschiene etc.)
-Poliermittel auf die Pechhaut auftragen (mit einem sauberen Pinsel)
-Spiegel auflegen
-Warmpressen

Dann gehts eben das nächste Mal mit dem Polieren los .

Gruß,
Tobi

AW: Das Spiegelschleif-Tagebuch

     Toller Bericht!
Als Laie bin ich leider völlig überfordert …

Aber die anderen werden schon ihre Begeisterung zeigen.  :]

AW: Das Spiegelschleif-Tagebuch

Hallo Tobias,

ich verstehe leider auch wenig vom Spiegelschleifen. Aber ich bin auf jedenfall gespannt wenn er fertig ist und wie gut er dann ist  

Gruß,
Martin

AW: Das Spiegelschleif-Tagebuch

Respekt  Ich glaube ich würde schon nach dem Karbo 180 das Schleifen aufgeben  
Auf jedenfall sehr interessant-würde mich auch mal reizen, wenn da nicht die Ungeduld wäre…

AW: Das Spiegelschleif-Tagebuch

Hallo ChriStopher,

ich denke ungedult ist beim Schleifen eines Spiegels das letzte was man brauchen kann

Gruß,
Martin

Re: AW: Das Spiegelschleif-Tagebuch

Martin Reck hat gesagt

ich denke ungedult ist beim Schleifen eines Spiegels das letzte was man brauchen kann

das glaub ich auch  
also für mich wärs nix
Gruß Sabi

AW: Re: AW: Das Spiegelschleif-Tagebuch

:remo:  :remo:  :remo:

Oh Meisterschleifer    

Das hört sich doch sehr interessant an !!!!
Da werd ich dann auch mal einsteigen….. :] hoff ich

AW: Das Spiegelschleif-Tagebuch

04.09.2005:

Astronomers do it at night!    
Daher erst jetzt der Bericht zum Sonntag…

Seit dem 14.08. lag der Spiegel eigentlich auf der Pechhaut nur rum. Ich hatte keine Zeit für Spiegelquälereien. Bestraft wurde ich dann am Sonntag dafür: Die Pechhaut war schon ausgetrocknet und wirkte mal wieder als Klebeschicht Spiegel-Pechhauttool. Mit einem Schraubenzieher und einem Hammer konnte ich durch vorsichtiges Treiben des Schraubenziehers zwischen Spiegel und Pechhaut das Teil wieder abbekommen und mal wieder war der Spiegel mit Pech verunziert. Die Dose mit dem Teerentferner war leerer als leer und ich suchte Ersatz… und wurde fündig: WD 40 . Das WD 40 ist zwar nicht so powermäßig wie der Teerentferner, aber funktionierte trotzdem ganz ordentlich .

Danach erhitzte ich in einem alten Topf ein bisschen Wasser auf schätzungsweise 40 bis 50°C und legte für einige Minuten das Pechhauttool ins Wasser, damit die Pechhaut sich veflüssigte. Das Tool wurde wieder aus dem Wasser geholt und mit einem Teppichmesser schnitt ich ein UNREGELMÄSSIGES Karomuster (Rechteckmuster passt eher) in das Pech, damit sich das Pech anschließend beim Warmpressen ausdehnen kann.
Hin und wieder folgte ein Wasserbad und dann erfolgten einige Pressungen. Zuerst kam ein bisschen Poliermittel auf die Pechhaut und dann wurde der Spiegel aufgelegt und richtig schön draufgepresst. Dies wiederholte ich einige Male, um die Pechhaut bis zum Rand des Spiegels anzupassen.

Der Kontakt ist meiner Meinung nach nun zu 100% da und die nächsten Tage geht es mit Polieren los. Das Poliertool lagerte ich übrigens nun in einem Eimer Wasser, damit die Pechhaut nicht mehr austrocknen kann.

Die weitere Vorgehensweise:
Zuerst werden die restlichen Überreste vom Schleifen (die restlichen, mikroskopisch kleinen Löcher) weg/zupoliert - und zwar bis zum Spiegelrand.
Erst dann erfolgt das Formen der Sphäre, wobei ich bis dahin Zeit habe um mir nun endlich den Foucaulttester zu basteln.

Gute Nachrichten:
Anna scheint das Karbokorn nun auch gepackt zu haben und sie will sich einen 6" Reisedobs bauen und den Spiegel dafür selber schleifen! :]
Traut sich vielleicht noch wer von euch? :-)

Bilder werden nachgeliefert…

Gruß und clear skies,
Tobi

AW: Das Spiegelschleif-Tagebuch

Tobias Dietrich hat gesagt

04.09.2005:Traut sich vielleicht noch wer von euch? :-)

Eigentlich schon, aber zur Zeit habe ich einfach nicht die Zeit dafür   
Nächste Woche Schulanfang auf dem Gymnasium, dann mal wieder nach
ungefähr 10 Wochen so gut wie Ferien durchgehend Schule  

Aber irgendwann mach ich das ! !

Gruß,
Johannes

AW: Das Spiegelschleif-Tagebuch

Hallöchen Tobi!

Hui, super, es geht vorran. Dann mal viel Spass und Glück beim pollieren, das soll ja so einige Zeit dauern

Tobias hat gesagt

Anna scheint das Karbokorn nun auch gepackt zu haben und sie will sich einen 6" Reisedobs bauen und den Spiegel dafür selber schleifen!

pssst Nein, noch ist es nicht so weit, dauert noch ein bisschen.

Anna

AW: Das Spiegelschleif-Tagebuch

Traut sich vielleicht noch wer von euch?

Ich hab mir erstmal unverbindlich das Buch angeschafft, um mich ein bisschen zu informieren, aber ich werde hier nichts versprechen :]

mfg
Christian

AW: Das Spiegelschleif-Tagebuch

Hallo Tobi

ja, versuchen schon, aber erst nach Weihnachten 2005. Da ist wieder Geld da, Zeit und es ist entspannter ;-)

Grüße
Rafael

AW: Das Spiegelschleif-Tagebuch

08.10.2005:

Heute war mal fräsen und nicht polieren angesagt.
Ich fing heute an den Foucaulttester zu bauen. Leider habe ich online keine brauchbare Bastelanleitung für einen Foucaulttester gefunden und habe mir seit der ersten Schleifsession vor Monaten bereits den Kopf zerbrochen, wie ich meinen Foucaulttester bauen soll.
Im Groben kann man sich ihn so vorstellen:
-2 Holzbretter mit zwei kugelgelagerten Schubladenschienen dazwischen
-eine auf 1/100mm genaue Messuhr
-eine M6 Gewindestange
-ein speziell angefertigtes Teil, um über die M6 Gewindestande den Testaufbau auf den Schubladenschienen spielfrei bewegen zu können

Bis auf die beiden Holzbretter, die M6 Gewindestange und das speziell angefertigte Teil habe ich alles schon eingekauft.
Da ich mir aus dem Nichts keine M6 Gewindestange und erst recht kein Metallteil drehen kann, begann ich heute mit den beiden Holzbrettern.

Meine Oma hatte unten im Keller noch einen alten Schrank rumliegen. Der Tobi ging mit Schraubenzieher und Hammer (kein Geologenhammer) bewaffnet auf den Schrank los und beraubte ihn um zwei Holztüren . Die waren leider zu groß und so ging ich mit meinem neuen Spielzeug - einer Oberfräse - auf die Sperrholzplatte los und fräste sie zurecht. Bin leider nicht ganz fertig geworden, aber morgen ist auch noch ein Tag.
Da gibts dann ein paar Bilder.


Das Polieren setze ich kurzfristig aus. Musste mir erst eine Elektroherdplatte für den Keller organisieren und ich hoffe, dass die nächste Woche ankommt, damit ich darauf dann meine neue Pechhaut und Wasser warm machen kann.

Gruß,
Tobi

AW: Das Spiegelschleif-Tagebuch

He, he … wenn du so von deiner Aktion mit dem Schrank erzaehlst, muss ich gleich wieder an die Sache mit deiner Polsucherkappe auf dem Treffen denken. Da kann ich mir richtig vorstellen, wie das beim Schrank lief    

Ist immer sehr interessant zu lesen, was du gearde immer so anstellst.

Gruss
Falko

AW: Das Spiegelschleif-Tagebuch

Falko hat gesagt

He, he … wenn du so von deiner Aktion mit dem Schrank erzaehlst, muss ich gleich wieder an die Sache mit deiner Polsucherkappe auf dem Treffen denken. Da kann ich mir richtig vorstellen, wie das beim Schrank lief    

   
Tja… auch die chinesischen Montierungsbastler können noch was an meiner Aktion lernen. Ein chinesisches Sprichwort sagt: "Die Handfläche ist schwächer als die Faust; ein einziger Seidenfaden ist schwächer als ein Seil."
Auf Astronomisch: Ein Plastikgewinde wird nicht ewig auf einem Metallgewinde überstehen .

Gruß ,
Tobi

AW: Das Spiegelschleif-Tagebuch

Tobias Dietrich hat gesagt

Ein chinesisches Sprichwort sagt: "Die Handfläche ist schwächer als die Faust; ein einziger Seidenfaden ist schwächer als ein Seil."

 

AW: Das Spiegelschleif-Tagebuch

und weiter gehts…

09.10.2005:

Die Eine Grundplatte konnte ich bereits gestern zurechtschneiden und heute war die Zweite dran.
Ich benutzte einfach die erste Platte als Vorlage und fräste mit der Kopierhülse und dem Oberfräser die zweite Platte. Die ist wegen der Kopierhülse etwa 2cm breiter und länger, aber dafür hat sie einen (einigermaßen) geraden Schnitt.





Nachdem das erledigt war, ging es an die Befestigung der beiden Kugelgelagerten Schubladenschienen. Die Brachte ich dazu auf der kleineren der beiden ausgefrästen Sperrholzplatten mit Holzschrauben an.



Anschließend wurde die andere Platte mit sechs weiteren Holzschrauben mit den Schubladenschienen verbunden und schon steht das Foucaulttester-"Grundgerüst".



Nun werde ich mich mit der Elektronik des Testers beschäftigen, bis ich mein Teil habe, welches ich anfertigen lasse. Über die Anbringung der Messuhr sollte ich mir auch noch Gedanken machen.

To be continued…

Viele Grüße,
Tobi

AW: Das Spiegelschleif-Tagebuch

07.11.2005:
Heute brachte mir mein Dad endlich das Teil mit, auf welches ich schon relativ lange warten muss .


Man erkennt auf dem Bild zum einen das spezielle Teil, welches dem Vorschub des Foucaulttester dienen wird und zum Anderen die dazu passende Gewindestange.
Das Prinzip ist relativ einfach: die Stange wird fest und nicht drehbar auf der Platte befestigt, auf welche der eigentliche Testaufbau kommt. Das spezielle Teil wird fest mit der unteren Platte verbunden. Der Drehknopf - wenn man so sagen will - hat zwei Verdickungen, wobei zwische diese beiden zwei Adapterplatten passen, welche den Drehknopf fest verbinden. Dadurch kann man eben am Drehknopf drehen und der Schubladenschienenaufbau bewegt sich feinfühlig vor bzw. zurück.
Ist im Grunde genommen nichts anderes als ein zweckentfremdeter Schraubstock :].

Vielleicht habe ich in zwei Wochen mal wieder Zeit für ein bisschen basteln .

Grüßle,
Tobi